Wäre dies ein Film mit Jason Statham (Transporter, 2005) oder Scott Adkins (Avengement, 2019) wäre eigentlich schon alles gesagt. Hier verhält es sich aber erfrischend anders. Die Hauptperson übernimmt zwar zu 100 Prozent die gleiche Rolle, wird uns aber dargeboten von Oksana Orlan, die hier zusammen mit dem Regisseur Michael Ojeda auch das Drehbuch geschrieben hat. Damit ist „Dominique“ bereits die vierte Zusammenarbeit der Beiden. Nach „Savaged“ (2013) drehten sie 2015 den Kurzfilm „Rise of the Phoenix“, danach folgte 2018 dann „The Russian Bride: Bis das der Tod uns scheidet“, und nun also „Dominique“. Der Ursprung des Films findet sich in dem Kurzfilm „Rise of the Phoenix“, zumindest in Bezug auf die Titelgebende Heldin und der Grundidee, erfreulicher Weise hat die BUSCH MEDIA GROUP bei ihrer Veröffentlichung des Films „Dominique“ in den Extras diesen Kurzfilm mit reingepackt und lässt uns damit an der Entstehung unserer Heldin teilhaben. Damit aber nun endlich zum eigentlichen Film, „Dominique“, freigegeben ab 18 Jahren und laut NYC Movie Guru „John Wick im Dschungel“. Da sind die Erwartungen natürlich dem entsprechend hoch, doch ob dieser Anspruch erfüllt wird und ob dieser Geschlechtertausch funktioniert, erfahrt ihr hier.
Regie: Michael Ojeda
Darsteller: Oksana Orlan, Murice Compte, Alanna De La Rossa, Maria del Rosario Barreto, Chase Coleman
Artikel von Kai Michael Netthorn
Die ukrainische Auftragskillerin Dominique will ihrer blutigen Vergangenheit entfliehen und in Kolumbien ein neues Leben beginnen. Dort findet sie bei einer Familie Unterschlupf. Als diese ins Fadenkreuz der Drogenmafia gerät, zieht Dominique gegen eine ganze Armee von Narco-Killern und korrupten Cops in den Krieg.
Um einen Film objektiv zu bewerten muss man erstmal erkennen was er ist. Deadline – Das Filmmagazin behauptet, es wäre ein blutiges Actiondrama ohne Zurückhaltung. Ich sage, streicht das Drama und wir kommen der Sache schon sehr nah. Dieser Film ist ein Actionfilm ohne Rücksicht auf Verluste und mit einer Heldin, die mehr Eier hat als die meisten ihrer männlichen Kollegen. Wäre sie ein Mann, grenzte ihr Verhalten schon ins Unangenehme, so ist es aber erfrischend anders und macht Spaß beim Zuschauen, wenn man in Gedanken immer mal wieder das Geschlecht tauscht und merkt, was man Jahrzehnte lang als gegeben einfach so hingenommen hat.
Wir beginnen mit drei typischen kolumbianischen Gangstern, die in ihrem Jeep zu einem abgestürzten Privatflugzeug fahren. Während zwei sich um die Ladung kümmern, eine Holzkiste, inspiziert der Dritte das Cockpit und entdeckt dort die Pilotin, Dominique (Oksana Orlan). Nach kurzer Betrachtung und davon ausgehend, dass sie tot ist, gönnt er sich einen kleinen Griff in ihren Ausschnitt und hat keine Zeit es zu genießen oder zu bereuen, denn unsere Heldin macht mit einem Messer kurzen Prozess mit dem hormongesteuerten Übeltäter. Die anderen zwei Schurken sind auch schnell erledigt und Phoenix, also Dominique oder Gringa, sucht euch einen Namen aus, die hat mehr Aliase als Prince, macht sich mit dem Jeep der Kolumbianer aus dem Staub, nicht ohne vorher noch die Kiste zu vergraben. An einer Tankstelle fällt dem Tankwart auf, in wessen Auto sie sitzt, was unsere Heldin aber nicht weiter aus der Ruhe bringt und wir können sie kurz danach in einer Bar sehen, wo sie versucht die Erlebnisse des Tages mit ein paar kurzen weg zu spülen. Da einige der zwielichtigen Barbesucher schon einen gierigen Blick auf die Gringa geworfen haben, setzt sich ein unbekannter an ihren Tisch, um sie zu warnen und zu schützen.
Das wir hier keine lange Kennenlernphase zu erwarten haben ist klar, und so schnappt sich Phoenix den jungen Mann, es geht zu seiner Wohnstätte und wird auf die gute Art körperlich. Hier dürfen wir die Hauptdarstellerin auch in ihrer ganzen Pracht bewundern und bemerken eine riesige Rückentätowierung, die einen Phoenix zeigt.
Wir erfahren nun, dass der junge Mann John (Chase Coleman) heißt und Polizist ist. Er wohnt dort auch nicht allein, sondern mit seiner schwangeren Schwester Paulina (Maria del Rosario Barreto), deren drei Kinder, dabei die älteste Tochter Abril (Alanna De La Rossa), und natürlich auch noch dem Großvater im Rollstuhl. Diese Familie ist laut, aber nicht unsympathisch, hier ist Temperament und natürliches Familienchaos angesagt.
Während Dominique die Zeit überbrücken muss, bis ein Auto, das sie aus einer Werkstatt gekauft hat, fahrtüchtig ist, darf sie bei dieser Familie wohnen. Von John erfahren wir, dass die Polizei höchst korrupt und brutal ist. Sie sucht nach dem Besitzer des abgestürzten Flugzeugs, der Ware und natürlich den Mörder der drei Kriminellen, die wohl mit der Polizei gemeinsame Sache machen. Unser Betthäschen John sammelt derweil Informationen, um diesen ganzen korrupten Laden auffliegen zu lassen. Leider sind seine Kontaktleute nicht ganz koscher und so endet sein Bemühen ziemlich schnell und unschön.
Da John als Sicherheit die Beweismittel auf einen USB-Stick und Laptop im Haus seiner Schwester aufbewahrt hat, gerät nun die ganze Familie ins Visier der Mafia/Polizei – Connection und natürlich kann unsere ramboeske Queen ihre neuen Freunde nicht im Stich lassen.
Dieser Film macht es richtig, in dem er kaum Zeit zum Reflektieren oder Nachdenken gibt, denn das ist die große Achillesverse des Films. Wer sich fragt, warum Phoenix von allen so bewundert, angehimmelt oder als heißeste Braut ever wahrgenommen wird, warum es immer wieder genug Zeit zum Planen und Sortieren gibt und warum die Situation nicht schon viel früher und, sagen wir mal, radikaler beendet wird. Wenn man das also akzeptiert, zurücklehnt und genießen kann, dann hat man hier einen Partyfilm mit prima Möglichkeiten für ein Actionfilm-Trinkspiel, denn es werden nahezu alle Klischees abgearbeitet (siehe unten, kleine Vorlage).
Hier sollte man auch keinen Darsteller zu liebgewinnen, denn wie bei der Serie Game of Thrones werden hier keine Gefangenen gemacht. Es gibt auch immer wieder Momente, die man so noch nicht gesehen hat, zum Beispiel die Schwangerschaft von Paulina, die natürlich zum ungünstigstem Zeitpunkt final wird und uns damit eine Geburt schenkt, die mich auch überraschte.
Die mögliche Sprachproblematik im Film wird kurz angerissen, aber da alle frei von Dialekt englisch, in der Synchronfassung deutsch, sprechen können, ist das dann nach kurzer Zeit auch egal und die Protagonisten verwenden auch untereinander die Sprache des Zuschauers. Sehr freundlich das Ganze.
Was hier mit einem überschaubaren Budget geboten wird, ist ein klassischer Actionfilm ohne Schnörkel. Es ist schön zu sehen dass es sowas immer noch gibt. Die Darsteller wirken merkwürdigerweise glaubhaft, man schaut ihnen gerne zu. Wie bereits am Anfang erwähnt, wenn man weiß, was kommt und Lust darauf hat ist dieser Film ein 100-minütiger No Brainer der als Guilty Pleasure ganz vorne mitspielt.
Bild und Ton sind in der mir vorliegenden Blu-Ray Version hervorragend und der Kurzfilm in den Extras rundet das Filmvergnügen wunderschön ab. Das „Behind the Scenes“ ist kurz, nett, aber nichtssagend. Hier wären Interviews mit Cast oder Regisseur durchaus interessant gewesen.
Hier noch die Bingo Vorschläge:
– Der Held kann alles
– Frauen/Männerschwarm
– Schwangerschaft/Entbindung
– Sterbende – Zeit zum Quatschen
– Kind mit Handicap, bei „Heilung“ einen Doppelten
– Auto mit Startschwierigkeiten
– Weise Ratschläge
– Knieender Heldenschrei, Kopf nach oben
– Feuerzeug zum Anzünden wegschmeißen
– Stand Off – Held vs. Bösewicht (nicht Finaler Kampf)
Fazit: Hell Yeah, wer das nicht Unterhaltsam findet, war als Jugendlicher auch nie in der Videothek. (Ja, ich bin so alt). Fast schon eine Hommage an alle guten 80er/90er Jahre Actionfilme und Helden. Am Besten in Gemeinschaft, aber auch allein eine charmante Unterhaltungsperle.
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