Dass die Zusammenarbeit der Martial Arts Profis Corey Yuen und Jet Li eine fruchtbare ist, mag nicht so überraschen. Eine große Überraschung hingegen ist der damals 11jährige Miao Xie, der mit neun Jahren beim Film anfing und hier in seiner dritten Rolle zu sehen ist. Der Junge hat es wirklich drauf, nicht nur als Martial Arts Kämpfer, sondern auch als sympathischer Schauspieler. Miao Xie ist bis heute dick im Geschäft und man spürt in diesem Film, dass seine Karriere nicht ganz grundlos ist. Jet Li und Miao Xie sind eine verdammt unterhaltsame Kombination und es ist für mich unfassbar, dass ich einmal darüber schreiben werde, dass einige der besten Jet Li Kämpfe in Zusammenarbeit mit einem Kind entstanden sind! Doch nicht nur das, denn Corey Yuens Klopper überzeugt als bunte Hongkong-Wundertüte auch auf anderen Ebenen ganz hervorragend. CARGO MOVIES und TRUE GRIT FILM COMPANY brachten den Klassiker des Actionkinos erstmals ungeschnitten in deutscher Sprache auf Blu-ray heraus.
Originaltitel: My Father is a Hero / Kap ba ba dik sung
Dt. Alternativ-Titel: The Enforcer
Regie: Corey Yuen
Darsteller: Jet Li, Anita Miu, Miao Xie, Collin Chou, Wai-Kwong Lo, Damian Lau, Bonnie Fu, Henry Fong, Ken Lo
Artikel von Kai Kinnert
Kung Wei (Jet Li) ist ein Polizist vom Festland, der Undercover gegen einen Schmugglerring ermittelt und im Rahmen seines geheimen Einsatzes als Gangster nach Hongkong muss. Dort wird er von Inspectorin Fong (Anita Mui) verfolgt, die als Inspektorin der Hongkonger Polizei arbeitet und gegen Kung Wei ermittelt. Sie weiß nichts von seinem Undercover-Einsatz und fährt nach China, um dort Kung Weis Ehefrau und seinen Sohn (Miao Xie) zu vernehmen. Dort erfährt sie vom tragischen Schicksal der Familie und das Kung Wei ein Polizist im Einsatz ist. Kungs Ehefrau ist schwerkrank und stirbt. Fong muss der Mutter versprechen, sich um den Jungen zu kümmern und Kung Wei in Hongkong den Abschiedsbrief seiner Ehefrau zu übergeben. Fong fährt nun mit dem Sohn nach Hongkong und schon gibt es Probleme, da bekannt wird, dass Kung Wei Polizist ist und sein Sohn in die Hände der Gangster fällt. Kung Wei muss alles geben, um seinen Sohn vor dem Tod zu retten.
Corey Yuen hatte für seinen Film ein gutes Händchen. Die Story ist letztendlich kein großer Weitwurf, bietet dafür aber einen formidablen Rundumschlag durch die emotionale Bandbreite des Hongkong-Kinos. Hier ist alles mit dabei! Andere Filme müssten sich für die dargebotene Emotionalität schwer verbiegen, in Hongkong klappt selbst das, ohne mit der Wimper zu zucken. Nicht nur, dass Miao Xie ganz doll seinen Vater vermisst und sich beide während des Films über öfter einen rührseligen Briefwechsel liefern (der Junge weiß nicht, dass sein Vater ein heldenhafter Polizist im Undercover-Einsatz ist), sondern es stirbt auch noch die Mutter des Jungen. Noch am Sterbebett wird Anita Mui im Handumdrehen davon überzeugt, fortan die neue Mami des Jungen zu sein und Kung Wei nicht zu verhaften, sondern ihm aus der Patsche zu helfen, denn der ist nämlich mit seinem Undercover-Einsatz in Hongkong aufgeflogen.
Die ganz große Leistung des Films ist wahrlich diese emotionale Kehrtwende innerhalb von „Sekunden“ am Sterbebett der Mutter. Das ist wirklich lustig, denn Anita Mui gibt sich anfangs noch als zielstrebige Hongkong-Polizisten aus, die dann durch die dahinsiechende Mutter innerhalb von wenigen Filmminuten komplett umgedreht wird und am Ende nicht nur die neue Mami für Miao Xie ist, sondern auch Jet Lis neue Ehefrau! Der toten Mutter weint übrigens niemand groß hinterher, wahrscheinlich ist es einfach viel „geiler“ jetzt Anita Mui als Mutter und Ehefrau zu haben, als die lungenkranke Schrulle, die Jet Li für seinen Einsatz zurückgelassen hat. Dank der großartigen Anita Mui und Miao Xie ist dieses dramaturgische Husarenstück ein Klacks und wird vom Publikum als zwingend logische Schlussfolgerung goutiert. Soll der Junge als Waise aufwachsen und Jet Li für immer Witwer sein? Nein! Und da die Mutter stirbt, drängt die Zeit, was soll man sich also mit großen Dialogen und tiefen Zweifeln ob der ungewöhnlichen Partnervermittlung abplagen?
Nicht minder ungewöhnlich ist Daiman Lee als Oberbösewicht, der hier bullig und mit seltsamen Tourette-Zuckungen auftritt oder die knallige Nummer, wenn Jet Li seinen eigenen Sohn als Wurfgeschoss benutzt, was übrigens eine originelle Idee ist und selbst für Hongkong-Verhältnisse in dieser Art noch nicht so oft vorkam. Man kann an The Hero so lange rumschütteln, wie man will, der Film ist von vorne bis hinten ein gelungener Rundumschlag durch alle möglichen Facetten des Hongkong-Actionkinos. Es wird gekämpft, geschossen, gestorben und geflennt – und am Ende gibt es sogar eine neue Mami und eine neue Ehefrau, was will man mehr? Der Film wurde damals mit bekannten Stimmen recht gut ins Deutsche synchronisiert und überzeugt auch heute noch durch sein Setting und dem soliden Schauspiel der Beteiligten.
Und die Action? Jet Li hat es drauf, keine Frage, der Typ ist irre schnell und liefert hier einige richtig gute Sequenzen ab. Cool ist es, wenn Miao Xie mitkämpfen darf und einem Jet Li in nichts nachsteht. Da gibt es schon die eine oder andere harte Nummer zu bestaunen. Erst recht, wenn Jet Li seinen eigenen Sohn lange in den Nah-Tod würgt, um ihm so das Leben zu retten. Das ist echt schräg! The Hero ist eine wuselig-wilde Hongkong-Konfettiparade, bei der alles wunderbar gut funktioniert. Die Action ist gekonnt und auf höchstem Niveau, das Schauspiel stimmt und der Aufwand ebenso. The Hero ist auch heute noch einer der sehenswerten Hongkong-Kracher, den man sich getrost in die fundiert ausgestattete Sammlung stellen kann. Hat Spaß gemacht!
Das Bild der Blu-ray ist sauber, satt und klar, der Ton ist gut. Als Extras gibt es eine zweite Synchronfassung, Trailer, Deleted Scenes, eine Bildergalerie, ein Booklet und ein Wendecover. Der Film ist ebenfalls mit dem Alternativ-Titel The Enforcer erhältlich.
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