Das französische Regie-Duo Maury & Bustillo (Inside) ist zurück – dieses Mal mit einer heimischen Produktion, in der es um eine lokale Sagenfigur aus den Vogesen geht, den Seelenfresser, der besonders gerne die zarten Seelchenen kleiner Kinder knuspert. CAPELIGHT PICTURES spendierte dem Horrorfilm Ende letzten Jahres hierzulande eine Heimkinoveröffentlichung, die wir auf Herz und Nieren für Euch geprüft haben.
Originaltitel: Le Mangeur d’âmes
Regie: Julien Maury, Alexandre Bustillo
Darsteller: Virginie Ledoyen, Paul Hamy, Sandrine Bonnaire, Malik Zidi, Emmanuel Lanzi, Christophe Favre, Jérémy Margallé
Artikel von Roland Latzel
Die französische Terrorwelle der Nullerjahre hat so einige Fans unter den Freunden härterer Kost. Vor allem Inside von Julien Maury und Alexandre Bustillo gehört zu den beliebtesten Streifen neben High Tension von Alexandra Aja und Martyrs von Pascal Laugier. Mich haben die nachfolgenden Streifen des Regie-Duos (u.a. The Deep House) zumeist eher enttäuscht. Die Erwartungshaltung bei den Machern eines Krachers vom Format von Inside ist natürlich stets hoch. Sowohl französische Produktionen, wie Among the Living, als auch US-Produktionen wie Leatherface waren nicht schlecht – aber man hat sich stets irgendwie mehr von ihnen versprochen. Der neue Streifen Der Seelenfänger kommt als heimische Produktion daher und zumindest schon mal mit einem mächtig coolen Cover-Artwork der deutschen Veröffentlichung von Capelight Pictures (mir liegt die 4K UHD-Veröffentlichung vor).
Worum geht es in dem Film? In einem abgelegenen Bergdorf in den Vogesen ermittelt die lokale Polizei in einem ungewöhnlich grausamen Doppelmordfall. Die erfahrene Hauptkommissarin Elisabeth Guardiano (Virginie Ledoyen) wird in das Dorf entsandt, um die Ermittlungen zu leiten. Vor Ort trifft sie auf einen weiteren Ermittler, Franck de Rolan (Paul Hamy) von der Nationalgendarmerie, der auf eigene Faust angereist ist, da er eine Verbindung zu einem anderen Fall vermutet, im Zuge dessen mehrere Kinder spurlos verschwunden sind. Es dauert nicht lange und es geschehen weitere, blutige Morde in dem Ort. Die Ermittler stoßen nach und nach auf Hinweise, die eine lokale Schauermär referenzieren, die sich um einen besitzergreifenden Dämon – den Seelenfresser – dreht.
An die Fans des Regieduos, die eine blutige Schlachtplatte erwarten – nö, die bekommt ihr hier nicht. Es gibt zwar einige ziemlich grausige und bluttriefende Tatorte zu bestaunen, aber das war es dann auch schon. Ansonsten haben wir es hier eher mit einem behutsam erzählten und langsam Atmosphäre aufbauenden Mystery-Thriller zu tun. Obwohl Thriller nicht ganz der richtige Begriff ist, die typische Polizeiarbeit und die Ermittlungsarbeiten erinnern schon recht deutlich an einen klassischen Krimi. Die betuliche Erzählweise könnte auch direkt einem soliden TV-Krimi entsprungen sein. Die Handlung dreht sich entsprechend um die beiden Ermittler Elisabeth und Franck, die wie die meisten anderen Charaktere eher als spröde und distanziert gezeichnet werden. Atmosphäre und Bildsprache des Films sind düster bis bedrückend. Es gibt einige ziemlich wilde Twists im Verlauf der Handlung, die man am besten einfach hinnimmt, ansonsten könnte man auf die Idee kommen, dass manche der Story-Wendungen ziemlich konstruiert wirken.
Der Film ist eine Adaption des Romans Le Mangeur d’âmes von Alexis Laipsker. Inwiefern die Umsetzung werkgetreu ist, kann ich mangels Kenntnis der Vorlage jedoch nicht sagen. An einigen Stellen erinnerte mich die Machart des Streifens an den ebenfalls aus Frankreich stammenden Thriller Die purpurnen Flüsse von Mathieu Kassovitz, der ebenfalls in einer französischen Bergregion spielt und dessen beiden Hauptfiguren Polizisten sind.
Fazit: Weniger Horror, mehr Krimi mit Mystery-Elementen. Hochwertig produziert, aber fernab vom Hochglanzkino Hollywoods oder auch französischer Kollegen wie Luc Besson und Co. Ich hatte etwas ganz anderes erwartet und musste mich mit dem Ergebnis erst mal anfreunden. Kein Kracher, dafür wirkt die Handlung doch zu konstruiert und die Charaktere bleiben zu distanziert, als dass man mit den Figuren mitfiebern könnte. Insgesamt solide Unterhaltung der beiden Franzosen mit einer guten Portion Lokalkolorit.
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