1972 feierte das italienische Exploitation-Kino mit Umberto Lenzis Schocker Mondo Cannibale seinen erfolgreichen Einstand in den Kinosälen. Eingeborene, die im tiefsten, von der Zivilisation unberührten, Dschungel Jagd auf unfreiwillig dort gelandete Stadtmenschen machen, um diese roh zu verspeisen, schürten Angst, aber auch eine gewisse Faszination für diese Welt. Wenige Jahre später mutierte das Genre zur Schlachtplatte inklusive Tiersnuff, ehe es (weitestgehend) in der Versenkung verschwand. PANDASTORM PICTURES präsentiert uns jetzt einen brandneuen Kannibalen-Schocker, der in Punkto Gewalt nicht ganz so zeigefreudig daherkommt und in dem Tiere eigentlich keine Rolle spielen. Doch was ist mit der Spannungskurve? Kann dieser neue Genrevertreter hier die Spur halten?

Regie: Howard J. Ford

Darsteller: Ella Starbuck, Louis James, Sarah Alexandra Marks, David Wayman, Joseph Millson

Artikel von Christian Jürs

Selten gar ist er geworden, der Kannibalen-Film. Seit das Tierwohl mehr an Bedeutung gewonnen hat, gehören Werke wie Lebendig gefressen und Co., in denen für den Schockeffekt Tiere vor laufender Kamera aufgeschlitzt wurden, glücklicherweise der Vergangenheit an. Spontan fallen mir als moderne Genrevertreter der 2007 entstandene Cannibals – Welcome to the Jungle von Jonathan Hensleigh (The Ice Road) und natürlich Eli Roths The Green Inferno ein, die beide jedoch nicht das Gelbe vom Ei sind. Jetzt kommt River of Blood zur Rechnung hinzu, den Howard J. Ford inszenierte, dessen Filmographie allerlei mittelmäßige Horrorstreifen, wie z.B. den Zombiefilm The Dead, beinhaltet.

Diesmal schickt er zwei befreundete Pärchen hinaus in die Gefahr – in den südostasiatischen Dschungel, um genau zu sein. Als da wären Maya (Ella Starbuck) und AJ (Louis James), der in Kürze die Firma ihres Vaters übernehmen könnte, sowie Jasmine (Sarah Alexandra Marks) und Ritchie (David Wayman), die sich spontan, aufgrund seines beruflichen Erfolges, entschließen, den gemeinsamen Urlaub finanziell zu stemmen. Doch was als nette Geste gedacht war, kommt bei AJ weniger gut an. Es herrscht eine unausgesprochene Spannung zwischen den beiden Männern, die auch Maya von ihrem Liebsten zu spüren bekommt.

Ein gemeinsamer Kajakausflug soll die Stimmung wieder richten. Unter der Leitung des erfahrenen Fremdenführers Nick (Joseph Millson) erkunden die Freunde gemeinsam die wunderschöne Natur, die allerdings auch Gefahren birgt. Denn ganz in der Nähe befindet sich ein Sperrgebiet, in dem hinterwäldlerische Ureinwohner hausen, die Eindringlinge gekocht, aber auch mal roh verspeisen. Dank Nick hält sich die Gruppe aber gekonnt aus der verbotenen Zone fern. Zumindest, bis es in der Nacht zu einem weiteren Disput zwischen den Freunden kommt, der Ritchie veranlasst, wutentbrannt auf eigene Faust aufzubrechen – direkt in das Gebiet der Kannibalen. Gegen den Rat von Nick begeben sich die Freunde auf, Ritchie zu retten – und begeben sich dadurch selbst in akute Lebensgefahr.

Zunächst einmal kommen wir zu den positiven Punkten von River of Blood. Da wäre zum Beispiel die wundervolle Location in Thailand, die zum Drehen genutzt wurde, statt vor irgendwelchen LED-Wänden, wie heutzutage oftmals Mode, zu drehen. Hinzu kommt das relativ hohe Tempo, in dem die Handlung sich in Richtung Menschenjagd bewegt und damit den Spannungsbogen schnell ansteigen lässt. Was die ziemlich niedrige FSK 16-Freigabe betrifft, so kann ich ebenfalls Entwarnung geben. Zwar gibt es hier keine Fressorgien wie einst bei den italienischen Genrevertretern und auch an den Gewaltgrad der beiden weiter oben genannten Filme kommt River of Blood nicht heran, den ein- oder anderen härteren Splattereffekt gibt es aber dennoch zu bestaunen. Nein, einen Rohrkrepierer bietet Euch Pandastorm Pictures, die mich neulich erst mit The Last Stop in Yuma County enorm positiv überraschten, hier ebenfalls keineswegs. Einen wirklich guten Film jedoch leider auch nicht.

Und damit herzlich Willkommen im Bereich der negativen Aspekte. Der erste Punkt klingt dabei zunächst gar nicht einmal so schlecht. Denn um den, aufgrund der niedrigen Protagonisten-Anzahl möglichen, sehr niedrigen Bodycount ein wenig nach oben zu pushen, baute man noch ein Influencer-Pärchen auf Motorrädern ein, die sich dämlicherweise ins Sperrgebiet begeben, sowie, gleich zu Beginn, noch ein paar Bauarbeiter, die in der Sperrzone irgendwas bauen. Ihr habt richtig gelesen. Im Kannibalen-Gebiet sine Baggerfahrer und Co. unterwegs, die natürlich sogleich weggesnackt werden. Was bitte bauen die da und warum vermisst die im Anschluss eigentlich niemand? Nein, die Figuren gehen dem Zuschauer, ebenso wie das Influencer Pärchen, gelinde am Arsch vorbei. Dies gilt leider auch für den Großteil unserer Kajaktruppe, von denen sich insbesondere die männlichen Urlauber als ziemlich egoistische Arschgeigen entpuppen. Viel Mitgefühl empfindet man hier leider nicht und das Mitfiebern hält sich in Grenzen. Warum man dieses, budgetbedingt offenkundig sehr kleines, Volk dort schalten und walten lässt und sogar Warnschilder aufstellt, sollte man allerdings nicht hinterfragen.

Zuletzt möchte ich noch den allzu cleanen Look bemängeln. Sei es in den Nachtszenen, die, abgesehen vom dunklen Himmel alles in hellem Licht erstrahlen lassen, sodass man als Zuschauer alles ebenso gut sehen kann wie in den Tagszenen. Das ist eine faule, viel zu einfache Ausleuchtung, die leider keinerlei Stimmung erzeugen kann. Dass außerdem, für einen Dschungel, unfassbar wenig Tiere am Wegesrand oder in den Flüssen zu sehen sind, raubt ebenfalls ein wenig den Spannungsbogen der unbekannten Natur. Immerhin, hier wurden keine Tiere getötet, sie spielen ja auch nicht mit.

Mir lag zur Rezension die DVD-Variante vor. Diese verfügt über eine sehr gute Bild- und Tonqualität und eine sehr ordentliche Synchronisation. Als Bonus gibt es Trailer und ein Wendecover ohne FSK-Logo.

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