Regisseur Edward Berger dachte sich: „Ein Oscar ist nicht genug, gebt mir zwei!“ und verfilmte nach „Im Westen nichts Neues“ einen weiteren Roman, nur diesesmal nicht von Erich Maria Remarque, sondern von Robert Harris, der literarisch zwar nicht auf gleicher Höhe liegt, aber dennoch gute Bücher schreibt. „Konklave“ ist einer der guten Romane von Harris, der akribische Recherche über die Vorgänge  innerhalb des Vatikans betrieb und dies in einen spannenden Roman ummünzen konnte. Die große Stärke von Robert Harris ist es, aus einem nur marginal eingedeuteten Handlungsbogen eine dichte Atmosphäre, basierend auf eben dieser gründlichen Recherche zu ziehen und den Leser so mit einem gut geschriebenen Roman darüber hinweg sehen zu lassen, dass es bei Harris meist nur sehr wenig Handlung gibt. „Konklave“ ist also nun der nächste Streich von Edward Berger und wurde 2025 dann auch gleich achtfach für den Oscar nominiert. Obwohl der Film formal solides Kino darstellt, ist die „Hauptnominierung“ als „Bester internationaler Film“ dann doch etwas arg optimistisch gewesen. LEONINE STUDIOS brachten den gepflegten Stimmungskrimi um die Wahl des neuen Papstes nun auf diversen Medien heraus.

Originaltitel: Conclave

Regie: Edward Berger

Darsteller: Ralph Fiennes, Stanley Tucci, John Lithgow, Isabella Rossellini, Lucian Msamati, Sergio Castellitto

Artikel von Kai Kinnert

Der Papst ist unerwartet verstorben. Kardinal Lawrence (Ralph Fiennes) ist mit der schwierigen Aufgabe betraut, die Wahl des neuen Papstes zu leiten. Mächtige Kardinäle aus aller Welt reisen für das Konklave nach Rom. Als sich die Türen zur Sixtinischen Kapelle schließen, entbrennt ein Spiel um Macht. Kardinal Lawrence findet sich im Zentrum von Intrigen und Korruption wieder und kommt einem Geheimnis auf die Spur, dass die Grundfeste seines Glaubens erschüttern könnte. All das, während Millionen von Menschen darauf warten, dass weißer Rauch dem Schornstein der Kapelle entsteigt.

Die Spannung des Buches bezog Robert Harris aus der Beschreibung des verzahnten, administrativen Vorgangs einer Papstwahl und dem Zelebrieren des Wahlvorgangs, bei dem einer der anwesenden Kardinäle 72 Stimmen benötigt, um der nächste Papst werden zu können. In welche Richtung wird die Kirche mit dem nächsten Papst gehen? Was sind die Interessen und die Ansichten? Wie schanzen sich die Kardinäle die Stimmen zu, wer hat die meisten Chancen? Will man überhaupt Papst werden? Kardinal Lawrence hält im Buch, wie im Film, dabei die organisatorischen Fäden in der Hand, ist im Grunde mehr Manager und sorgt dafür, dass das Konklave vernünftig abläuft. Edward Berger trifft die Atmosphäre von Konklave mit seiner Verfilmung recht ausgewogen, das Drehbuch schafft es, diese gepflegte Stimmung des Buches in einen Film zu transferieren. Nichts ist hektisch, man redet mit gedämpfter Stimme und die Kamera folgt Ralph Fiennes dabei, wie er die Kardinäle begrüßt, die Wahl eröffnet und plötzlich mit einem Skandal konfrontiert wird, der die Zwietracht bei anderen Kardinälen hervorholt. Es obliegt nun an Ralph Fiennes, den Skandal so zu „handeln“, dass die Welt draußen davon nichts mitbekommt und am Ende ein Papst gewählt wird, der für die Kirche keinen Rückschritt darstellt.

Edward Berger gelingt es, seinen Film von der ersten bis zur letzten Minute in einem geschlossenen Rutsch und in einem einzigen Filmtempo durchzuerzählen, ohne das es dabei zu zähen Szenen kommt. Das Spannende, oder Nicht-Spannende, an Konklave ist nämlich, dass das Tempo, die Spannung, immer gleich ist. Der Film besitzt formal keinen Höhepunkt, sondern nur das Tempo, das sich aus der Arbeit und den Reaktionen von Kardinal Lawrence ergibt. Kardinal Lawrence „treibt“ durch das Konklave, redet mit ruhiger Stimme und versucht den entdeckten Skandal abzuwenden, das ist eigentlich alles, worum es in Konklave geht. Das dies nicht bodenlos langweilig wird, liegt an dem seltenen Einblick in die Vorgänge einer Papstwahl (Robert Harris hatte fundierte Insider-Informationen) und an der filmischen Qualität von Konklave.

Ralph Fiennes ist der richtige Mann für die Rolle, er spielt nahbar und authentisch, der Mann könnte glatt als Kardinal anfangen. Aber auch Stanley Tucci und John Lithgow spielen ihre Rollen fein und tragend, ebenso natürlich Isabella Rossellini, die erst später zum Zuge kommen wird. Dazu gesellt sich eine gelungene und detaillierte Ausstattung, die den Film so aussehen lassen, als hätte Edward Berger an Originalschauplätzen und mit den echten Leuten gedreht. Die ganz große Qualität des Films ist aber die Kameraarbeit von Stephane Fontaine, der den Film mit ruhigen Einstellungen fast komplett im „Goldenen Schnitt“ gefilmt hat, also die Bildgestaltung nach der Drittelregel vornahm, was eine vereinfachte Version des Goldenen Schnitts ist. Zu einer Story, die im Vatikan spielt, passt diese Art der Bildgestaltung wie die Faust aufs Auge, denn der Goldene Schnitt stammt aus der Zeit der Renaissance und lässt den Film in seinen Einstellungen wie ein Gemälde der großen Künstler aussehen.

Konklave ist ein Film für den gepflegten Nachmittag mit Kaffee und Kuchen, bei dem sich niemand erschrickt, aber auch keiner einschläft. Der Streifen ist formal aus einem einzigen Guß und überzeugt mit einer tollen Besetzung, einem flüssigem Erzählstil und einer noch besseren Kameraarbeit. Aber wenn man ehrlich ist, ist Konklave auch ein Film ohne Höhepunkte. Zwar ist der Streifen gut gemacht, hat dafür aber auch keine Ecken und Kanten, nichts, woran man sich hinterher szenisch erinnern kann. Ähnlich war es dann auch mit dem Roman, insofern ist es Edward Berger gelungen, die Stimmung des Buchs adäquat wiederzugeben. Der Film ist zu Ende, der Abspann läuft, man steht auf, räumt das Geschirr ab und geht draußen noch eine Runde spazieren. Über Konklave redet man da schon nicht mehr. Kann auch mal schön sein.

Das Bild der gesichteten DVD war sauber und satt, der Ton war gut. Als Extras gibt es einen Audiokommentar von Edward Berger, eine Featurette: Inside Conclave und Trailer.

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