Ganze drei Jahre bevor Peter Fonda mit EASY RIDER Filmgeschichte schreiben konnte, stieg er für Roger Corman, den König der B-Movies, bereits auf einen heißen Ofen. Die Geschichte um eine Bikergang, die ein Mitglied zu Grabe tragen muss, listet sogar reale Mitglieder der Hells Angels im Cast. Aber kann der Streifen mit dem Kultfilm von Dennis Hopper mithalten?
Originaltitel: The Wild Angels
Regie: Roger Corman
Darsteller: Peter Fonda, Nancy Sinatra, Bruce Dern, Dick Miller, Diane Ladd
Artikel von Christian Jürs
Zunächst einmal vorweg: EASY RIDER gehört nicht zu meinen Lieblingsfilmen. Auch SONS OF ANARCHY interessiert mich nicht die Bohne. Das Thema Biker und ihr Leben ging bislang an mir vorbei. Als der Film DIE WILDEN ENGEL von Koch Media angekündigt wurde, las ich nur die Besetzung und dachte „Das wird was!“. Doch dann musste ich feststellen, dass es sich um einen Bikerfilm handelt. „Naja.“ dachte ich mir „nützt ja nix. Da muss ich jetzt durch!“.
Zu meinem Erstaunen begann der Streifen dann doch gleich ziemlich genial. Wir sehen einen kleinen Jungen auf seinem Dreirad vor seinem Haus in einer Wohnsiedlung in Venice, Kalifornien spielen. Plötzlich ertönt ein Knattern. Peter Fonda, der hier den tollen Namen Heavenly Blues trägt, sitzt auf seiner Harley und wartet, bis der Junge von seiner Mutter ins Haus geholt wird. Dann verlässt er die Wohnsiedlung und wir begleiten Peter Fonda beim cruisen, während eine schmissige Vorspannmusik die Credits begleitet. Der Einstieg ist Corman gelungen.
Danach bekommen wir etwas wildes Bikerleben serviert von Fonda und seiner Gang. In dieser befindet sich auch noch Diane Ladd, die Sängerin Nancy Sinatra, Knautschgesicht Michael J. Pollard und Bruce Dern, der nicht ohne Grund den Rollennamen Loser trägt. Denn nicht nur dass ihm das Bike von einer anderen Gang geklaut wird, nein, bei seinem Versuch dieses zurück zu holen bekommt er auch noch eine Kugel in den Rücken. Im Krankenhaus kämpfen die Ärzte um sein Leben, doch Loser hat ja noch seine Freunde. Die entführen den schwerverletzten kurzerhand aus der Klinik, damit er bei seinen Kameraden sein kann. Dort bekommt er zur Beruhigung erst einmal eine Zigarette. Es wird seine Letzte sein.
Die finalen Minuten des Films spielen nun auf seiner Beerdigung, die dank der Rocker zur Farce wird. Als der Prediger eine kritische Rede hält, geht Heavenly Blues auf diesen los. Auf die Frage, was die Biker denn wollen, findet er jedoch nur lapidare Antworten. „Wir wollen frei sein. Durch die Straßen fahren. Wir wollen richtig die Sau rauslassen!“. Dies ist auch die Aussage des Streifens, der keine echte Handlung verfolgt. Die Biker führen ein sinnentleertes Leben, welches zwangsläufig in einer Katastrophe endet. Eine Aussage, die die „friedlichen“ Hells Angels, die an diesem Film beteiligt waren, dazu brachten, dass sie Corman mit dem Tode drohten. Ein besseres Argument für ihr gesetzestreues Dasein fanden sie nicht.
Koch Media bringt uns den Film jetzt in bestmöglicher Qualität und zudem in ungekürzter Fassung. Die alte deutsche Kinofassung, der neun Minuten fehlen, gibt’s als Bonus oben drauf. Hinzu kommen eine Featurette, der Trailer, eine Bildergalerie und ein sehr informativer Audiokommentar von Mike Siegel.
Alles in allem eine tolle Veröffentlichung zu einem interessanten, jedoch nicht gänzlich gelungenen Filmchen aus den Sechzigern. Wenn man so will ein Zeitdokument, dass hervorragend die Zeit repräsentiert aus der er stammt. Einen Spannungsbogen hingegen trägt DIE WILDEN ENGEL nicht. Aber darum ging es Corman auch nicht.
Trailer: