Mord und Schach sind sich im Grunde sehr ähnlich. Während der Killer seinen nächsten Zug plant, versucht sein Gegenüber ihm einen Strich durch die Rechnung zu machen. Als Christopher Lambert noch nicht im B-Film Nirvana verschwunden war, entstand mit „Knight Moves“ ein düsterer und spannender Thriller, den man sich nun endlich in einer schönen HD-Abtastung ins Regal stellen darf!
Regie: Carl Schenkel
Darsteller: Christopher Lambert, Diane Lane, Tom Skerritt, Daniel Baldwin
Artikel von Victor Grytzka
Ein spannender Thriller geht immer. Und wenn es sich dabei um ein Schätzchen aus den 90er Jahren, die Zeit in der ich meine Liebe zum Film entdeckt habe, handelt, dann freue ich mich immer wenn es eine HD-Abtastung gibt, die einen Klassiker in die moderne HD-Zeit wirft. Koch Media hat sich das Meisterwerk des – leider viel zu früh verstorbenen – Schweizers Carl Schenkel angenommen, und auf eine blaue Scheibe gepresst. Auch DVD Fans bekommen eine remasterte Version auf Silberling spendiert.
Peter Sanderson (Christopher Lambert), einer der besten Schachspieler der Welt, nimmt an einem Weltmeisterschaftsturnier teil. Neben den Kämpfen am Schachbrett, muss er bald außerhalb des Spiels einem Rivalen gegenüber stehen. Ein kaltblütiger Killer macht Jagd auf Frauen, und hinterlässt dabei Hinweise für Sanderson, der nun gezwungen ist die Regeln dieses Spiels zu befolgen. Schnell fällt der Verdacht auf ihn, denn das erste Opfer hat kurz vor ihrem Tod das Bett mit ihm geteilt. Schnell hat er die Polizei am Hals. Die mag nicht so recht an seine Unschuld glauben, auch wenn Sanderson sogar mit ihnen zusammenarbeitet und ihnen bereitwillig sämtliche Hinweise liefert. Insbesondere Detective Wagner (Daniel Baldwin) hat es auf ihn abgesehen. Einzig die Psychologin Kathy Sheppard (Diane Lane) glaubt ihm. Die Situation spitzt sich zu als Sandersons Tochter in die Sache hineingezogen wird. Jetzt heißt es endgültig – Schachmeister gegen Killer!
Welche Zutaten braucht ein gelungener Thriller? Eine intelligent konstruierte Story? Check! Einen sympathischen „Helden“? Check! Eine spannende Inszenierung? Check! Eine überraschende Auflösung? Checkmate! All diese Dinge hat Regisseur Schenkel in „Knight Moves“ hervorragend umgesetzt. Bereits in der Anfangssequenz, welche sich als Rückblende präsentiert, bekommen wir den Killer zu sehen, jedoch ohne zu wissen wer er ist. Denn dann springen wir in die (damalige) Gegenwart, und befinden uns mitten in einem Schachturnier. Es dauert nicht lange, da wird das erste Opfer um die Ecke gebracht, und die eigentliche Stärke von „Knight Moves“ beginnt. Ein cleveres Katz´ und Maus Spiel, bei dem so viele falsche Fährten gestreut werden, dass man erst gegen Ende der Geschichte darauf kommt, wer unserem Schach-Ass denn nun etwas Böses möchte. Und sieht man den Thriller zum ersten mal, dann wird man von der Auflösung begeistert sein. Denn ab dem Moment fügen sich die Puzzlestücke, die man als Zuschauer unweigerlich während des Films versucht zu sammeln, zu einem stimmigen Gesamtbild zusammen.
Einen großen Teil dazu trägt auch die schnörkellose und düstere Inszenierung bei. „Knight Moves“ bietet durch und durch eine düstere Grundstimmung, in der zu keinem Zeitpunkt Platz für Heiterkeit bleibt. Grandios sind vor allem die Morde, bei denen man zwar nicht viel vom Tötungsvorgang sieht, aber den Weg dorthin in vollen Zügen genießen darf. Trostlos und stimmig ausgeleuchtet, gepaart mit sensationell guter Kamera- und Schnittarbeit bewegt sich das Ganze schon fast „Argento-esque“ über den Bildschirm. Und kurz bevor der Killer zuschlägt – CUT! Nun bekommen wir das Endergebnis zu sehen, welches eben durch das nicht gezeigte Töten eine viel größere Wirkung an den Tag legt. Auch die „ruhigen“ Momente, die dem Schachspiel an sich und den Ermittlungen der Polizei gewidmet sind, lassen keine Langeweile aufkommen oder gar Leerlauf entstehen. Alles dient der Geschichte, und so vergeht die Laufzeit wie im Fluge.
Auch den tollen Schauspielern darf man dafür die Hand schütteln. Lambert, an sich kein Meister der Mimik, wandelt eben diese Schwäche zu einer Stärke in der Darstellung des Sanderson. Es wirkt so, als würde er die ganze Zeit mit einem Pokerface durch die Gegend laufen. Das Ermittlerduo – angeführt von Tom Skerritt (wer auch sonst sollte einen erfahrenen Cop spielen) überzeugt nicht minder. Hier auch ein großes Lob an Daniel Baldwin, der als schmieriges Arschloch mal zeigen darf was er drauf hat. Diane Lane sieht nicht nur gut aus, sondern spielt ihre Rolle als Psychologin und – im weiteren Verlauf – Sidekick von Lambert ganz wunderbar.
Die HD-Abtastung besticht durch eine kühle Farbgebung, so wie es sich bei „Knight Moves“ gehört. Sehr gute Bildschärfe trifft auf ein gesundes Maß an Filmkorn, und genügt somit auch den Bild verwöhnten Zuschauern. Der Ton liegt wahlweise auf Deutsch und Englisch in DDTS-HD 5.1 oder – ganz klassisch – in Stereo vor. Beide Spuren sind sehr sauber abgemischt und schaffen es, einen differenzierten und sauberen Klang aus den Lautsprechern ertönen zu lassen. Im Bereich Bonusmaterial hat man sich nicht lumpen lassen, und so gibt es neben einem Making of und diversen Interviews auch noch die 4:3 Version des Films obendrauf.
Einen kleinen Grund zu meckern gibt es allerdings. Ungefähr ab Minute 42 (BluRay) gibt es eine leichten Versatz zwischen Bild und Ton. Dieser stellt sich nach ca. 1 1/2 Minuten wieder ein, fällt allerdings auf. Dieser Fehler betrifft die deutsche Tonspur, der englische Ton läuft zu jeder Zeit synchron.
Fazit:
„Knight Moves“ darf zurecht als Klassiker im Thriller-Genre angesehen werden, und macht sich in der HD-Neuauflage in jeder Sammlung richtig gut. Wer also – wie ich – bis Dato nur die „olle“ DVD rumfliegen hatte, der darf sich nun verbessern. Dies gilt auch für ein „DVD to DVD“ upgrade. Denn das neue Master ist der alten VCL / EuroVideo Scheibe meilenweit voraus!