Mit „A Quiet Place“ (2018) gab es wohl DIE Horror-Überraschung des Jahres im Kino zu sehen. Wie ein Film wirkt, der fast ohne Dialoge auskommt und seine Spannung lediglich über Geräusche aufbaut, erfahrt ihr in unserer ausführlichen Kritik!
Originaltitel: A Quiet Place
Drehbuch: Bryan Woods, Scott Beck, John Krasinski
Regie: John Krasinski
Darsteller: Emily Blunt, John Krasinski, Noah Jupe, Millicent Simmonds, Cade Woodward
Artikel von Christopher Feldmann
Horrorfilme haben anno 2018 keinen leichten Stand. Zwischen Genre-Einheitsbrei und dem x-ten Sequel, Reboot oder Remake kommt es immer seltener vor, dass Horror wirklich überrascht, geschweige denn neue Impulse setzt. Im letzten Jahr war wohl Jordan Peeles „Get Out“ die positivste Überraschung. Nun haben wir „A Quiet Place“ (2018) vorliegen, der es schafft aus seiner eher ausgelutschten Prämisse einen der spannendsten und audiovisuell beeindrucktendsten Filme des Jahres zu machen. Pendelnd zwischen dystopischem Creature-Horror und emotionalem Familiendrama, zeigt „A Quiet Place“, was im Genre doch noch alles möglich ist.
Drei Monate nachdem die Erde von gefährlichen außerirdischen Kreaturen überrannt wurde, versuchen Lee Abbott (John Krasinski) und seine Frau Evelyn (Emily Blunt), gemeinsam mit ihren Kindern, ein Leben in absoluter Stille zu führen. Die fremden Wesen sind zwar blind, haben aber ein ausgesprochen empfindliches Gehör und machen Jagd auf jeden Laut, den sie wahrnehmen. Abgeschottet auf einer Farm, die der Familienvater so präpariert hat, dass möglichst wenige Geräusche verursacht werden, bereiten sich die Abbotts auf Nachwuchs vor. Doch schon bald werden Geräusche verursacht und ein Kampf auf Leben und Tot mit den mörderischen Kreaturen beginnt.
„A Quiet Place“ beginnt wie viele dystopische Science-Fiction Filme. Die Erde ist nicht mehr Das was sie einmal war, sondern ist zur Geisterlandschaft geworden, von der man nicht weiß wie viele, oder ob überhaupt noch Menschen am Leben sind. Diese Prämisse ist dem geneigten Zuschauer schon häufig über den Weg gelaufen. Aber das ist nicht das Kernelement, um das es in „A Quiet Place“ geht. Der Film erklärt dem Zuschauer nicht, wie es zu dieser Invasion gekommen ist oder was schlussendlich genau passiert ist. Lediglich auf einer Tafel im Keller der Abbotts erhaschen wir einen Blick auf Zeitungsberichte, die uns zumindest grob zeigen, dass wohl niemand eine Chance gegen die Monster hatte. Der Kern der Story dreht sich wirklich um die Figuren und ihre Beziehungen zueinander, sowie die tägliche Anstrengung ein Leben in Stille zu führen. Somit bemüht sich der Film ein emotionales Geflecht aufzubauen. Lee Abbott ist darauf fixiert seine Familie zu beschützen, während seine Frau sich mit ihrer Schwangerschaft beschäftigen muss, um einem, sicher schreiendem, Baby Sicherheit zu geben. Auch die Kinder Marcus und Regan haben ihre Probleme, da das isolierte Leben ohne sprachliche Kommunikation eine erhebliche Einschränkung darstellt. Der Film nimmt sich die erste Hälfte lang Zeit, um uns diese Figuren näher zu bringen, was geglückt ist. Man schafft es, ohne großen Dialog, die Emotionen auf den Zuschauer zu übertragen. Dass die Monster auf Geräusche reagieren, erweist sich als raffiniertes Konzept, denn so wird die Spannung über die wenigen Geräusche aufgebaut. Hinter jedem Schritt steckt eine Bedrohung und wenn die Protagonisten mit absoluter Vorsicht über den Holzboden laufen, um keinen Laut zu erzeugen, dann sitzt man als Zuschauer wahrlich auf der Sitzkante. Das ist das große Plus, denn „A Quiet Place“ arbeitet geschickt mit audiovisuellen Elementen und schafft es so, die Spannungsschraube konsequent anzuziehen. Wenn die Laute der Monster ertönen, erzeugt das schon eine Gänsehaut. Der Film zieht das Konzept konsequent durch und es gibt nur ganz wenige Dialoge, die aber meist geflüstert werden. Da verzeiht man schon mal die etwas fehlende Exposition und wie das eigentlich Alles funktioniert. Man erfährt nicht wirklich, welche Geräusche die Kreaturen wahrnehmen können und in welcher Entfernung. Auch über die Lautstärke ist Nichts bekannt. Das kann man jedoch zumeist recht gut ausblenden. Im Zuge dieser Gestaltung funktionieren auch die Jump-Scares, die in den Film eingestreut wurden.
Einen großen Anteil an der Wirkung hat natürlich die Inszenierung. John Krasinski, der eigentlich auf dem zweiten Bildungsweg zum Regisseur geworden ist und auch hier eine der Hauptrollen spielt, liefert wirklich hervorragende Arbeit ab. Wenn ein Film schon keine Dialoge hat, muss er zumindest visuell eine Geschichte vorantreiben können und das gelingt Krasinski mit Bravour. „A Quiet Place“ hat Tempo, Spannung und fiese Szenen, die dem Zuschauer auch mal kurz die Schweißperlen auf die Stirn zaubern. Es ist fast schon ein Kunststück wie hier mit Bildsprache gearbeitet wird, weswegen der die Spannung auch nicht abreißt. Die Laufzeit von 90 Minuten verhindert auch große Längen, was dem Horrorstreifen auch gut tut. Die Darsteller rund um Emily Blunt machen ihre Jobs hervorragend. Besonders Blunt kann in einigen Szenen punkten und überzeugt mit Ausdruck. Auch Millicent Simmonds gehört als gehörlose Tochter zu den Attraktionen des Films und punktet mit einer ganzen Palette an Emotionen.
Fazit:
Kohn Krasinskis „A Quiet Place“ (2018) gehört schon jetzt zu den Highlights des Jahres. Ein dystopischer Horrorschocker, der durch eine originelle Idee den Zuschauer 90 Minuten fesseln kann. Temporeich, dramatisch und mörderisch spannend. DER Genre-Tipp für den dunklen Filmabend!