Ende der Neunziger Jahre ging die recht solide B-Actionfilm-Karriere des sympathischen Schweden Dolph Lundgren so langsam den Bach runter, ehe er unter der Fuchtel von Stallone als Expendable und unter eigener Regie mit soliden Krachern wie THE MECHANIK wieder Karriereoberwasser bekam. THE SWEEPER gehörte damals noch zu den brauchbaren Werken, welches hierzulande jedoch unter herben Zensurmaßnahmen zu leiden hatte. Dank EUROVIDEO ist dies nun vorbei – Uncut und ab 16 Jahren freigegeben kommt Minensucher Lundgren jetzt zu Euch. Ob man den Film heute noch schauen kann, lest Ihr im Artikel.

Originaltitel: Sweepers

Regie: Keoni Waxman

Darsteller: Dolph Lundgren, Bruce Payne, Claire Stansfield, Ian Roberts

Artikel von Christian Jürs

Christian Erickson (Dolph Lundgren) ist Anfang der Neunziger Minensucher in Krisengebieten. Da er geschieden ist, lebt sein Sohn Johnny (Rowan Southern) bei ihm in Angola. Wäre ja auch viel abwägiger, wenn der Hosenscheißer bei seiner Mutter in Sicherheit hausen würde, dann doch lieber bei seinem coolen Dad, der mit dem Taschenmesser und dem bloßen Auge die Minen im Boden erspäht. Quasi der schwedische McGuyver. Als es zu einem Angriff kommt, greift Tausendsassa Dolph zusätzlich mal fix zur Automatikwaffe und pustet völlig starr mitten im Kugelhagel stehend die Bösen um, die mit Maschinengewehren wild um sich schießen. Doch weder ihn, noch seinen Kumple Dr. Hopper (Bruce Payne), der beherzt hinter einem Stacheldrahtzaun (!) Deckung nimmt, können die Stümper treffen. Trotzdem wird unser Held vom Schicksal gefickt, da Sohnemann sich natürlich ausgerechnet heute unbemerkt auf Papis Ladefläche verschanzt hat, um Dolph bei der Arbeit versteckt unter einer Plastikplane bei gefühlten Hundert Grad zuzuschauen. Als es zum Angriff kommt, verlässt Johnny seine sichere Deckung und rennt mitten ins Minenfeld, wo die neuartige Landmine A6 (Treffer, versenkt) die Schauspielkarriere des untalentierten Knirpses jäh beendet.

Was für ein Opener. Es kracht und zischt an allen Ecken. Hierbei muss man lobend hervorheben, dass die Explosionen echt sind und nicht aus der CGI-Retorte stammen, was anno 1998 qualitativ der absolute Todesstoß gewesen wäre. Auch Dolph sieht hier schon etwas markanter aus als noch ein paar Jahre zuvor, was den Coolness Faktor erhöht. Weniger cool ist hingegen die Mariachi Musik, mit der wir in den Film starten und die eher träge und behäbig einzustufen ist. So richtig in knallige Actionstimmung möchte man anfangs nicht kommen, wenn der weinerliche Gesang des Gitarrenspielers ertönt, der mir irgendwie spanisch vorkam. Im Backround dürfen die Sänger ein trauriges „Oooh, oooh, ooooh“ dazu beitragen. Gott sei dank ist´s mit dem Geseier aus, wenn die Action beginnt. Hier zeigt Regisseur Keoni Waxman, der sich heute als Produzent und Stammregisseur von Aikidomoppel Steven Seagal sein Luxusleben finanziert, dass Choreographie sein Ding nicht ist. Die Schießereien wirken wie Flickwerk, einfach irgendwie zusammengeschustert, hauptsache es rummst halt und es gibt ordentlich viele Zeitlupensequenzen, denn die waren damals dank John Woo in Mode.

Auf der Haben Seite kann der Film mit dem sympathischen Lundgren punkten, der hier noch voll im Saft stand und kraftvoll Zulangen konnte. Auch Synchrontechnisch wurde hier investiert und so bekommen wir unsere Gehörgänge mit seinem Stammsprecher Manfred Lehmann verwöhnt. Aber auch die anderen Rollen wurden hochkarätig im Synchronstudio besetzt. So bekam Bruce Payne Joachim Tennstedt verpasst, der ihn sonst zwar noch nie gesprochen hat, allerdings wunderbar passt.

Doch kommen wir zurück zur Handlung. Nach dem so gar nicht vorhersehbaren Start (*hust*), geht es erwartungsgemäß weiter. Wir springen ein paar Jahre in die Zukunft, in denen Erickson (also Lundgren – zur Erinnerung), zwar nicht gealtert, jedoch dem Alkohol verfallen ist und sich ausgiebig im Suff Kneipenschlägereien hingibt. Sein Schauspiel als Betrunkener Prügelhans ist dabei unterhaltsam schlecht. Aber Dolph berappelt sich schnell, als er von der Regierungsbeamtin Michelle Flynn (Claire Standfield) erfährt, dass die ungemein gefährliche Landmine A6, an deren Entwicklung sie natürlich beteiligt war, in falsche Hände geraten sei. Natürlich kann nur Superdolph ihr helfen. Warum? Hab ich vergessen, da ihre aufgespritzten Lippen mich von den Dialogen abgelenkt haben.

Egal, der Film hüpft fortan von Actionszene zu Actionszene, die zwar herzlich dämlich, aber gerade deshalb so unterhaltsam sind. Beispiel? Ein Hubschrauber mit Bösewicht am Bordmaschinengewehr ballert auf Herrn und Frau Held(in), verfehlt die Zwei jedoch natürlich meilenweit. Dolph hingegen greift zum Jagdgewehr und erlegt den Schützen mit nur einem Schuß. Leider handelt es sich hierbei um ein Einweggewehr, denn Dolph schmeisst die Flinte hinterher einfach in die Prärie, ehe er und Dicklippe im Jeep die Flucht ergreifen. Mülltrennung war 1998 noch nicht so sehr Thema.

Irgendwo zwischen dem ganzen Krawall melden sich die Mariachis wieder mit der B-Seite ihres Titelthemas „Ooooh, ooooh, ooooh“ und singen ein Loblied auf den Handlungsort „Angola, Angola, Angola“ – einfach schön.

Die „Handlung“, wenn man sie so nennen darf, schreitet erwartungsgemäß vorhersehbar weiter voran. Natürlich outet sich der eingangs aufgetauchte und dann für eine dreiviertel Stunde aus dem Film verschwundene Bruce Payne als Bad Guy mit schlechter Perücke. Seine Absichten sind einleuchtend „Geld! Es ging nur ums Geld! Dein Sohn hätte damals gar nicht da sein sollen!“. Natürlich hat der Anfang am Ende so noch einen Sinn im Finale bekommen, damit Payne noch wesentlich unsympathischer daher kommt. Und natürlich besiegelt Dolph das Schicksal des Bösen nach einer ziemlich langen und (zugegebenermaßen) recht temporeichen Hatz mit dessen eigener Teufelsmine. Hat er aber auch selbst Schuld, denn kurz zuvor schießt er dem Schweden aus einem Meter Entfernung lediglich in die Schulter. Brille? Fielmann.

Qualitativ gibts nix zu meckern. EUROVIDEO serviert uns dieses Actionhighlight der späten Neunziger in sauberer Bild-und Tonqualität erstmals ungekürzt. Man mag gar nicht glauben, was da damals für eine FSK 18 Freigabe so alles geschnitten wurde. Selbst erklärende Texttafeln fielen der Schere zum Opfer und natürlich allerlei Tellerminen-Rumms-Bumms, der, ebenso wie die einst gekürzten Schießereien, natürlich recht harmlos ausfiel. Als Bonus bekommt man einen Trailer zum Film und Werbetrailer zum Rest des aktuell passenden EUROVIDEO-Programms.

Cineasten werden grünen Exorzistenschleim bei einer Sichtung kotzen, Fans von solider B-Ware werden allerdings Freudensprünge machen, denn auch wenn der Film meilenweit von Lundgren Hammern wie MEN OF WAR, DARK ANGEL oder SKIN TRADE entfernt angesiedelt ist, so kann man als Action- und/oder Lundgren-Fan hier durchaus launig unterhalten werden. Ich hatte meinen Spaß am sympathischen Schweden und der Frau, die durchgehend eine dicke Lippe riskiert. RUMMS – PENG – BUMM.

Trailer:

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