Bahamas, Sonne, Sand und Meer. Schöne Menschen tauchen zwischen schönen Fischen in der tropischen Unterwasserwelt nach einem schön großen Schatz und geraten dabei ins Fadenkreuz schön böser Fieslinge. Denn neben einem alten, mit Gold beladenen Schiffswrack gibt es auf dem Meeresgrund noch ein abgestürztes Flugzeug mit Koks an Bord. Das ist pures Hollywoodkino im selten angerissenen Genre des Abenteuer-Taucher-Films. Die Gewässer vor den Bahamas sind tiefer als die Handlung und Jessica Albas Bikini besitzt unter Wasser mehr Charakter als alle anderen Figuren zusammen. Doch macht das automatisch einen schlechten Film? Wir werden sehen.

Regie: John Stockwell

Darsteller: Paul Walker, Jessica Alba, Scott Caan, Ashley Scott, Josh Brolin

Artikel von Kai Kinnert

Paul Walker hatte bis zu seinem Tod schon immer ein Interesse an physischen Filmen. Er sagte von sich in einem Interview, das er kein Schauspieler sei und die Filme nur dreht, um sein Hobby, schnelle Autos, finanzieren zu können. Allerdings achtete er immer darauf, das seine Filme einen gewissen A-Movie-Standart haben und flott inszeniert werden. Diese Art der reinen Oberflächenbefriedigung kann man mögen oder auch nicht, die Filme waren immer solide gemacht und gut gefilmt. Wer zu einem Paul-Walker-Film greift, will keinen Wim-Wenders-Film sehen. Neben THE FAST AND THE FURIOS (2001) drehte Walker in einer Reihe weg INTO THE BLUE, darauf den runden Hundefilm ANTARTICA – GEFANGEN IM EIS (2006) und im gleichen Jahr noch RUNNING SCARED, einen schön rumpeligen Actionthriller um eine verloren gegangene Knarre. Der Mann war bis zu seinem Tod 2013 jedes Jahr mit ein oder zwei Filmproduktionen beschäftigt und bediente so erfolgreich den Markt der aufpolierten B-Movies.

Entscheidend bei solchen Filmen ist das Tempo der Inszenierung ihrer Oberfläche und die physische Präsenz der Hauptdarsteller. Alles muss so zackig und bunt sein, das man gar nicht erst über das Klischee nachdenkt, das sich da vor einem ausbreitet. Der Wille zur einfachen Unterhaltung sollte also schon da sein, wenn man sich diese Streifen ansieht.

Und Regisseur John Stockwell kennt sich mit Oberflächen gut aus. 1986 noch in der Rolle des Cougar in TOP GUN (1986) zu sehen, drehte er später den Surfer-Film BLUE CRUSH (2002) und versuchte sich dann 2005 mit INTO THE BLUE als Taucher. Die Handlung greift leicht variiert die Story von DIE TIEFE (1977) auf, einem Roman von Peter Benchley. Paul Walker (Jared) lebt mit seiner Freundin Sam (Jessica Alba) im Wohnwagen als Tauchlehrer am Strand der Bahamas und hat neben einem Hund noch seinen flapsig-kompetenten Kumpel Bryce (Scott Caan). Stets in Badeshorts und Bikini gewandet, finden die drei beim Tauchen zwischen Korallen und Haien nicht nur ein altes Schiffswrack eines berüchtigten Piraten, sondern auch noch das in der Nähe liegende Flugzeugwrack eines Kokain-Kartells. Anführer der Bösen ist Bates (Josh Brolin), der im Laufe der Story Jessica Alba als Geisel nehmen wird, um Jared dazu zu bewegen, für ihn das Koks zu bergen.

Der Film verbringt, wie erwartet, eine Hälfte unter Wasser und die andere Hälfte an Land mit einer Menge klassisch-markiger Klischees und toughen Dialogen. Dabei geht es bunt und Hollywood-gerecht zur Sache. INTO THE BLUE ist nun wirklich nicht anspruchsvoller als eine Folge von EIN COLT FÜR ALLE FÄLLE (1981), liefert aber dennoch überraschende Aspekte. Ein starker Aspekt ist, dass er gut gefilmt ist. Die Tauchsequenzen sind vor Ort gedreht und setzen die Schauspieler und die Unterwasserwelt schön in Szene. Natürlich bleibt alles so, wie man es erwartet. Alles an der Story ist geradlinig, nichts wird aufgebrochen oder verschwendet Zeit an Variationen des Klischees. Und dennoch vergeht die Zeit wie im Fluge. Das ist der zweite positive Aspekt des Films. Alles bleibt kurz getaktet und den Gesetzen des gelungenen B-Movies folgend, wechselt der Streifen stets rechtzeitig zur nächsten Action, um so den Zuschauer am Nachdenken zu hindern. Und weil Walker Filme für Kerle dreht, sehen Jessica Alba und Ashley Scott über und unter Wasser natürlich top aus und helfen so über den Plot hinweg. Während man also noch darüber nachdenkt, das einem diese bunte Zuckerstange bis auf die Tauchsequenzen nichts Neues liefert, ist man auch schon im anständig inszeniertem Finale und schon sind 110 Minuten vorbei.

Paul Walker passt wie immer gut in solche Filme. Schade, das er nicht mit mehr Reife in späteren Filmen sein Image brechen konnte. Sein physischer Einsatzwille erinnert an einen Steve McQueen, mit dem am Steuer sein tragischer Unfall sicher nicht passiert wäre.

INTO THE BLUE ist ein flacher und dennoch kompetent inszenierter Streifen für den verregneten Sonntagnachmittag. Hier bekommt man, was einem das Cover verspricht. Attraktive Menschen im Wasser, Reggae Musik, Harpunen und Haie. Wer mehr verlangt, hat selber Schuld. Wem das ausreicht, erlebt ein überraschend kurzweiliges Tauchabenteuer mit Actioneinlagen und schützenswerten Fischen.

Das Bild ist tropisch gut und liefert einen ungetrübten Blick in die Gewässer der Bahamas. Als Extras gibt es einen Audiokommentar vom Regisseur, ein Making Of, entfallene Szenen und Aufnahmen vom Casting.

Trailer:

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