Folge 6 der kultigen Gruselserie aus der Feder von H.G. Francis ist bei einem Großteil der Fans nicht unumstritten. Auf der Habenseite bekommen die Fans ein Wiederhören mit Tom und Eireen, den Kultfiguren aus Folge 2 – DRACULA UND FRANKENSTEIN DIE BLUTFÜRSTEN, andererseits wirkt vieles in dieser Episode unausgegoren und wirft mehrere Fragen auf. Warum sehen wir einen Werwolf auf dem Cover wenn der Titel einen Blutlutscher ankündigt? Warum erinnern sich Tom und Eireen nicht an den Umgang mit Vampiren? Sind Werwölfe wirklich kitzelig? Und wer ist der sagenumwobene Señior Petersen, den der Polizist erwähnt? Fragen um Fragen, die wir hier im Artikel versuchen zu klären.

Cover der 1981er / 1999er Auflage (MC, LP bzw. CD)

Regie: Heikedine Körting

Buch: H.G. Francis

Sprecher: Horst Frank, Brigitte Kollecker, Cordula Hubrich, Joachim Wolff, Dr. Andreas Beurmann, Carlo Masur (unbekanntes Pseudonym), Heikedine Körting, Christian Rode

Klappentext:

Überfall des Wolfsmenschen auf eine unbekannte Frau! Warum leugnet diese Frau, dem Wolfsmenschen begegnet zu sein? Wer ist sie überhaupt? Was geschieht in dem spanischen Hotel, in dem Tom Fawley und seine Frau Eireen übernachten wollen? Was bedeuten die nächtlichen Schreie? Tom und Eireen sind neugierig und wollen es herausfinden. Sie folgen der Spur, die aus dem Kamin kommt und direkt ins Grauen führt …

Artikel von Christian Jürs

Gleich die ersten Worte des Erzählers machten mich damals anno ´81 als Kind bereits stutzig. Günther Ungeheuer klang so komisch. Denn obwohl dieser als Erzähler im Booklet genannt wurde und ich ihn dank nicht chronologischer Erwerbsreihenfolge schon gut im Ohr hatte, bekam ich die ungewohnte Stimme von Christian Rode einstmalig innerhalb dieser Serie als Erzähler um die Ohren. Ein glücklicher Umstand übrigens, der DREAMLAND GRUSEL dazu veranlasste den leider kürzlich verstorbenen Mimen als Erzähler des Großteils ihrer Fortführung dieser Reihe zu engagieren. Dieser erklärt uns zunächst, dass es überall in Spanien Paradores gibt, also alte Burgen, Schlösser und Klöster, die zu einem Hotel umfunktioniert wurden. Auf dem Weg dorthin mit dem Auto befinden sich Tom und Eireen, zwei alte Bekannte aus DRACULA UND FRANKENSTEIN DIE BLUTFÜRSTEN, die erneut von Horst Frank und Brigitte Kollecker eingesprochen wurden. Es sollte ihr dritter und letzter Auftritt als Reporterpaar werden (NESSIE – DAS UNGEHEUER VON LOCH NESS war das erste Abenteuer der beiden Reporter, welches nachträglich als Nummer 15 in die Neongruselreihe aufgenommen wurde).

Christian Rode

Plötzlich läuft den Fawleys (ja, sie haben mittlerweile geheiratet) irgendwo im nächtlichen Südspanien eine (s)panische Frau entgegen die behauptet, von einem Wolfsmenschen angefallen worden zu sein. Die beiden bringen Señorita Alvarez, wie sich nennt, in Sicherheit und kommen zusammen mit ihr im Paradore unter. Doch der Werwolf ist ihnen weiterhin auf der Spur, was zu einer höllischen Nacht im altmodischen Hotel führt…

Die Geschichte erinnert fatal an alte Paul Naschy Schinken, in denen der Werwolf Waldemar Daninsky Kämpfe gegen (vorsicht Spoiler) eine Vampirlady ausfechten musste. Allerdings setzte man hier nicht den Fokus auf den traurigen Meister Petz, sondern auf unser geliebtes Reporterpärchen. Obwohl diese offensichtlich erst spät in die Folge hineingeschrieben wurden. Eindeutiges Indiz hierfür ist, neben dem nachträglichen Entfernen des Stammspechers Ungeheuer (der seinen Text höchstwahrscheinlich nach dem Originalskript einsprach), die Szene, in der ein Polizist Señorita Alvarez auf den Werwolf anspricht.

„Ich habe Señor Petersen dabei, der Sie gefunden hat.“

Bitte wen? Fawley heißt der gute Mann, jedenfalls in der veröffentlichten Version. Es scheint, als habe man kurzfristig die Hauptrollen in Tom und Eireen Fawley umbenannt. Ob die ursprünglich gebuchten Sprecher ausfielen und Frank und Kollecker einfach verfügbar waren, wird man wohl nie erfahren. Die fehlenden Kabbeleien des Kultpärchens und die ebenso wegfallende Erwähnung ihres Berufes beim Daily Telegraph lassen diese Vermutung jedenfalls naheliegen. Auch hat Tom nicht wie üblich seine Kamera im Gepäck. Höchst eigenartig.

Horst Frank

Auch war Horst Frank hier und da nicht textsicher und verhaspelt sich, was scheinbar bei der übereilten Regie nicht auffiel. Zweimal rutscht er beim Script in die falsche Zeile und spricht den Text von Eireen ein, ehe die ihn unterbricht oder er selber den Irrtum bemerkt und mit einem „ääähhhh“ überspielt. Das sowas im fertigen Hörspiel enthalten blieb, ist schon als fahrlässig zu bezeichnen.

Und dann ist da noch das Ende, welches zwar – von der eigentlichen Idee her – recht genial ist und gegenüber allen anderen Folgen einen Gegenpol bietet, von der Umsetzung her jedoch total hanebüchen daher kommt. Wie man vom Rücksitz aus Fahrer und Beifahrer so ohne Probleme… ach, lassen wir das. Ich will hier nicht alles vorweg nehmen. Nein, ich will nicht. Ich will doch nicht…

Brigitte Kollecker

Ja, das Ende war ein Schock für den damals sechsjährigen Christian, der diese Episode danach nur noch selten in sein altes Kassettendeck einlegte. Heute belächel ich das Ende, muss aber in Szenen, in denen Tom sich des Werwolfangriffs mit Hilfe von Kitzeln erwehrt, den Kopf gar heftig schütteln.

Somit siedelt sich DAS DUELL MIT DEM VAMPIR trotz toller Sprecher und einer recht gruseligen Atmosphäre für mich in der Talsohle der Reihe an. Noch weit unter der sabbeligen Spinne. Trotzdem ist die Folge natürlich kult und irgendwie mag ich auch sie.

Zurück zur Startseite