Der britische Gruselfilm hat seit jeher ein Stein im Brett bei mir. Meine ersten Horrorerfahrungen machte ich im Grundschulalter mit Klassikern wie FRANKENSTEINS FLUCH und DER FLUCH VON SINIESTRO. Der just erschienene Film GHOST STORIES basiert jedoch nicht auf einem alten HAMMER-STUDIOS Streifen, sondern auf einem Theaterstück.
Regie: Jeremy Dyson, Andy Nyman
Darsteller: Andy Nyman, Martin Freeman, Paul Whitehouse, Alex Lawther
Artikel von Christian Jürs
Auch wenn es Vielerorts tagsüber derzeit noch sommerlich warm ist, deuten es die Lebkuchen in den Supermarktregalen doch an: Die dunkle Jahreszeit ist im Vormarsch. Und mit ihr kommen die Horrorfilme zurück in die Verkaufsregale. Einer von ihnen ist der britische Episodenhorror GHOST STORIES, über den ich allerlei Gutes im Vorwege vernehmen durfte. Also musste ich mir das Schauerstück unbedingt ansehen.
Professor Goodman (Co-Regisseur Andy Nyman) ist von Haus aus ein Skeptiker. Da ihm Aberglaube ein Grauen ist, machte er diese Eigenschaft zu seinem Beruf. In einer kleinen Fernsehshow outet er Hellseher als Scharlatane und Betrüger vor dem entrüsteten, teilweise arg vor den Kopf gestoßenen Publikum. Doch eines Tages wird ihm eine Akte mit drei ungewöhnlichen Fällen zugespielt, die bis dato ungeklärt blieben. Grund genug, sich diesen Vorkommnissen einmal zu widmen. Was folgt, ist auf dem ersten Blick eine klassische Kurzgeschichtensammlung. Doch im Gegensatz zum comichaften CREEPSHOW von Romero haben wir hier einen typisch britischen, farbarmen Film, der seinen Horror mit gut geschriebenen Dialogen aufbaut. Hier und da ein kleiner Jumpscare zwischendurch und viele dunkle Keller oder Wälder obendrauf.
Die Geschichten haben nicht unbedingt ein klassisches Ende und werden viel enger in die Rahmenhandlung um Professor Goodman mit eingewoben. Alle paar Minuten wird es dann recht unheimlich, da man gut mit den gruseligen Settings umzugehen weiß. Keine der drei Geschichten bricht hierbei aus der Reihe aus, wie etwa bei KATZENAUGE, wo die Koboldgeschichte eher albern wirkte.
Schauspielerisch kann jeder der Darsteller überzeugen. Sei es der trinkende Wachmann (Paul Whitehouse) der in den dunklen Kellern in denen er Patrouille geht mit einem gruseligen Kind konfrontiert wird. Oder der Junge (Alex Lawther), der ohne gültigen Führerschein eines Nachts ein seltsames Wesen am Waldrand umfährt. Oder natürlich Martin Freeman, dessen Rolle und ihre Bedeutung ich hier nicht spoilern möchte. Sein Auftritt jedenfalls ist, wie nicht anders zu erwarten war, toll. Die Szenen, in denen er in seiner Villa von etwas Unbekanntem bedroht wird, was sich irgendwo in den langen Gängen seines Flures aufhält, gehören zu den spannendsten Momenten im Film. Doch besonders im Filmfinale darf Freeman mit seinem Spiel dieser außergewöhnlichen Rolle punkten.
GHOST STORIES ist nichts für den Splatter-Horrorfan oder auch denjenigen, der sich durchweg ängstigen mächte. Stattdessen wird man aufgefordert aufzupassen. Belohnt wird man dann mit einem etwas anderen Gruselfilm, den zwar nicht jeder mögen wird, aber das ist mit Helene Fischer ja auch so (nein, ich mag Helene Fischer nicht, bevor Gerüchte entstehen). Ein Film, dessen Rahmenhandlung nicht bloß Rahmenhandlung ist, aber das werdet Ihr ja sehen. Ich kann GHOST STORIES jedenfalls empfehlen.
Im Bonusbereich gibt es ein Making Of und Interviews mit den Regisseuren und Martin Freeman, sowie eine Handvoll Trailer. Bild und Ton sind ausgezeichnet und auch die Synchronisation ist richtig gut gelungen.
Jetzt würde mich allerdings brennend interessieren, wie das Ganze auf der Theaterbühne wirkt. Wer dieses bereits gesehen hat, darf mich gerne anschreiben und berichten. Derweil blätterere ich das heimische Programm der Bühnen durch. Vielleicht läuft GHOSTSTORIES da ja auch eines Tages.
Trailer: