Disney und das STAR WARS Franchise harmonierten anfangs wunderbar miteinander. DAS ERWACHEN DER MACHT konnte den Großteil der Fans zufriedenstellen und besaß den alten Charme der Ur-Trilogie. Mit dem Ableger ROGUE ONE konnte ein weiteres Erfolgskapitel verbucht werden. Doch bereits bei DIE LETZTEN JEDI kamen erste Unkenrufe bei den Fans auf. War es zu viel auf einmal? Mit der Anfangsgeschichte des jungen Weltraumpiraten landete der mächtige Familienentertainer Disney jedenfalls eine finanzielle Bruchlandung. War die Pause zwischen Supergirl Leia und diesem Film zu kurz? Oder ist diese 300 Millionen Dollar Produktion tatsächlich belanglos? Wir werden sehen. In 3D.

Regie: Ron Howard

Darsteller: Alden Ehrenreich, Joonas Suotamo, Woody Harrelson, Emilia Clarke, Donald Glover, Thandie Newton, Paul Bettany

Artikel von Christian Jürs

Zur Geschichte werde ich hier nicht allzu viel schreiben, denn den Großteil der Handlung kennt man quasi eh, wenn man irgendwann in seinem Leben einen Film aus der STAR WARS Urtrilogie gesehen hat (und das hat wohl jeder, der sich für SOLO: A STAR WARS STORY interessiert!). Den Rest möchte ich ungern spoilern, denn ansonsten wird einem das letzte Quentchen Spannung genommen.

Natürlich werden die bekannten und für Fans wichtigen Plotpoints abgearbeitet:

  • Han lernt Chewbacca kennen – Check
  • Han lernt Lando Calrissian kennen – Check
  • Han gewinnt Rasenden Falken beim Kartenspiel – Check
  • Han schafft den legendären Kessel-Flug (Kollosal-Flug in EPISODE IV genannt) in unter 12 Parsec (das macht ihm so schnell keiner nach) – Check

Ja, der Film versucht alles richtig zu machen und ordentlichen Fanservice zu leisten. Trotzdem blieben die gewohnten Massen fern. Was war geschehen?

Nun, zum Einen startete der Film in den Lichtspielhäusern nur ein halbes Jahr nach EPISODE VIII, durch den so mancher Fan vorerst eh gesättigt war. Doch die Probleme begannen bereits viel früher.

Als nämlich Alden Ehrenreich als junger Han Solo präsentiert wurde. Dieser schaut nämlich so gar nicht wie ein junger Harrison Ford aus und lässt auch auf den Werbebildern ein wenig die Coolness vermissen, die ein Scott Eastwood beispielsweise hätte bieten können. Doch hier kann ich Entwarnung geben, Ehrenreich macht seine Sache gut und konnte mit seiner Performance den Vorabkritikern quasi den Stinkefinger mit zeigen. Vor allem in der deutschen Synchronfassung fällt einem die Kinnlade herunter, denn man fand mit Florian Clyde tatsächlich jemanden, der wie der junge Wolfgang Pampel (Harrison Fords Stammsprecher) klingt. Hierfür meinen Respekt an das Synchronstudio.

Doch das große Fiasko sollte erst noch kommen. Denn ursprünglich drehte nicht Ron Howard (DER GRINCH / IM HERZEN DER SEE) den Film, sondern Phil Lord und Christopher Miller (THE LEGO MOVIE). doch etwa nach der Hälfte der Produktion verließen sie diese aufgrund der wie üblich genannten „kreativen Differenzen“. Somit betrat Howard das Boot und drehte gerüchtehalber ca. 80% des bereits gedrehten Materials neu.

Dabei gelangen ihm ein paar beeindruckende Actionszenen, wie der Überfall auf einen schwebenden Zug in eisiger Höhe oder Hans (sprich: Haaahn, nicht wie der blonde Hans!) Flucht am Anfang des Streifens, bei der er seinen Love Interest Qi´ra (Emilia Clarke) zurück lassen muss.

Doch halt, stop… bitte was? Ein Love Interest an der Seite Han Solos, der nicht den Namen Leia Organa trägt? Sorry, aber wer glaubt hier an eine rosige Zukunft der beiden Turteltauben? Eben! Niemand. Wahrscheinlich liegt die „gute“ Qi´ra jetzt im Rosengarten der Organas und düngt die Pflanzen. Ihr Charakter ist eh einer der größten Schwachpunkte SOLO´s, denn es gelingt Emilia Clarke leider zu keinem Zeitpunkt Sympathien beim Publikum aufzubauen. Etwas, was sie mit Carrie Fishers Charakter in EPISODE VII und VIII allerdings gemeinsam hat. Erinnert sich denn niemand daran, dass Clarke bereits im glücklosen TERMINATOR: GENESYS mitgespielt hat?

Auch der restliche Cast besteht aus Licht und Schatten. Woody Harrelson als verschlagener Becket, mit dem sich Han einlässt, ist wie immer eine Bank und es ist immer eine Freude ihn in einem Film zu sehen. Dafür bleiben Donald Glover als Lando und Thandie Newton in der Rolle von Woodys Love Interest erschreckend blass. Paul Bettany als Gegenspieler hingegen passt perfekt. Wie erwähnt, Licht und Schatten.

So bleibt ein handwerklich toller Action-/Science-Fiction-Film mit flotten Sprüchen, optischen Schauwerten und ordentlich Tempo. Wäre die Geschichte nicht von vorne bis hinten so vorhersehbar (oftmals erwischt man sich, wie man in Gedanken den Fortlauf der Szene durchspielt und jedes mal richtig liegt), es hätte ein richtig guter Film werden können. STAR WARS Fans kommen trotzdem voll auf ihre Kosten und können sich gegen Ende auf das Wiedersehen mit einem Bösewicht aus der Prequel-Trilogie freuen, den ich jedoch eher als störend empfand. Doch zu welcher der zahlreichen Editionen soll man greifen?

Mir lag zu Rezensionszwecken das 3D Steelbook vor. Dieses hat in meinen Augen das schönste Cover und bietet neben der 3D- auch die 2D-Version und eine weitere Bonus Disc. Somit kann man sich auf zahlreiche Extras (inklusive 8 zusätzlicher Szenen) freuen. Bild und Ton sind über jeden Zweifel erhaben. Das 3D hingegen ist eher unauffällig.

Also STAR WARS Fans und Komplettisten, ran an die Scheibe. Alle, die nur mal einen coolen andersartigen STAR WARS Film sehen wollen, könnten auch nochmal ROGUE ONE aus dem Regal kramen. Gut gemacht ist SOLO trotzdem allemal.

Trailer:

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