Nachdem meine Kollegen nun die komplette Prom Night Reihe besprochen haben, möchte ich im Zuge unseres Hurenween-Monats auch noch mal dem Remake aus dem Jahre 2008 eine Chance geben. Wobei die Bezeichnung „Remake“ nicht wirklich passt, da die Neuauflage des Abschlussballs – bis auf den Namen – nicht viel mit dem 1980er Slasher gemein hat….
Originaltitel: Prom Night
Regie: Nelson McCormick
Darsteller: Brittany Snow, Scott Porter, Jessica Stroup, Idris Elba, Johnathon Schaech
Artikel von Victor Grytzka
Die 2000er waren eine Zeit, in der es so etwas wie eine neue Slasher Welle gab. Ich nenne diese Produkte gerne „Slasher Light“. Zwar waren sie vom Ablauf her sehr traditionell, ließen aber gerne Dinge wie exzessive Gewalt, Drogenmissbrauch und Titties – seit den 80ern ein elementarer Bestandteil eines jeden Slashers – unter den Tisch fallen. Manche davon erfolgreich, Andere weniger. Prom Night fällt genau in diese Kategorie, und suggeriert im ersten Moment ein schamloses Remake des Kultfilms (ein inflationär gebrauchter Begriff) mit Jamie Lee Curtis. Doch hier hat man es dann doch ganz anders gemacht und sich lediglich den Handlungsort als Aufhänger genommen, während man eine neue Story drumherum strickte.
Die schöne Donna (Brittany Snow) muss mit ansehen wie ihre gesamte Familie von ihrem Lehrer, der von ihr besessen ist, kaltblütig ermordet wird. Drei Jahre später lebt sie bei ihrer Tante und ihrem Onkel. Durch viele Therapiesitzungen ist es ihr gelungen die Erlebnisse der Vergangenheit halbwegs zu verarbeiten. Nun steht ihr Abschlussball an der High-School an. Doch nicht nur sie und ihre Freunde haben vor zu feiern. Richard Fenton (Johnathon Schaech), ihr irrer Stalker, ist aus dem Gefängnis entflohen. Auch er will sich diese Party nicht entgehen lassen. Kann der Polizist Winn (Idris Elba) ihn rechtzeitig aufhalten, oder kommt es zu einem Blutbad in der „Prom Night“?
Eine Sache muss man den kreativen Köpfen hinter der Prom Night Neuauflage definitiv zugute halten. Hier wurde nicht versucht ein 1:1 Remake eines Films runter zu reißen. Ein weiterer positiver Aspekt ist für mich, dass man hier gleich mit offenen Karten spielt. Aus dem Mörder und seiner Motivation wird kein Geheimnis gemacht, es gibt keine verwirrenden Plot-Twists, und auch keine aufgesetzten „Aha“-Momente. Im Grunde ist Prom Night ein sehr ehrlicher Slasher, oder besser gesagt – Prom Night möchte ein ehrlicher Slasher sein.
Denn leider zeigt der Film viele Schwächen auf, die in einigen Teenie-Metzeleien dieser Zeit zu finden sind. Das gesamte Szenario ist recht unblutig, orientiert sich dann zwar grob an den Konventionen eines waschechten Slashers, verzichtet dabei aber dann auch noch zusätzlich auf „Sex, Drugs and Rock and Roll“. Auch die Geschichte an sich hält sich im Ablauf ganz brav ans „10 kleine Medienhuren“ Prinzip, und konstruiert sich Szenarien in denen die Opfer, unbemerkt von den anderen Kids, dem Killer gegenüberstehen. Es wird geflüchtet, gestolpert, geweint und gekillt. Ein gewisses Maß an Spannung mag ich der Inszenierung dabei gar nicht absprechen. Der Killer wirkt schön böse und braucht keine ausgefeilten Waffen und Hilfsmittel – ein einfaches Messer reicht. Der Cast, weitestgehend mit bekannten Gesichtern besetzt, überzeugt auf ganzer Linie und holt das Beste aus den eindimensionalen Charakteren heraus. Und auch ein ordentlicher Spannungsbogen, insbesondere im Finale, hat es in den Film geschafft.
Trotzdem – die ganze Zeit wurde ich so ein gewisses Desinteresse nicht los. Prom Night wirkt einfach zu glatt, zu sauber, zu durchgestylt – eben perfekt zugeschnitten auf die Kids der 2000er und / oder den Genre-Einstieger, der erst einmal leichte Kost braucht. Okay, die Prom Night Reihe gehörte noch nie zum Olymp des Schlitzerfilms, Kultfaktor hin oder her, ein wenig öde waren sie immer schon. Und ja, da klammere ich den 1980er Film nicht aus. Doch welches Urteil kann ich nun ruhigen Gewissens über die Neufauflage fällen?
Prom Night ist solide Slasherkost für den normalen Zuschauer. Genrefreaks und Gorehounds werden den Film nicht so sehr mögen. Als Film für nebenher zum Abendessen oder in geselliger Runde taugt er aber allemal. Angenehm ist auch der Soundtrack, der vielleicht einige in ihre Jugend zurückholen wird. Nicht schlecht, aber auch nicht toll.
Interessant ist allerdings der Aufdruck auf den deutschen Fassungen. Es wird groß mit „Unrated“ geworben. An sich ist das auch korrekt, allerdings muss man dazu wissen, dass dies die Einzige bei uns erhältliche Fassung ist. Denn der schon recht blutleere Film musste damals für ein PG-13 Kinorelease in den USA rund 1 1/2 Minuten federn lassen. Am Ende war jeglicher Blutstropfen aus dem Film entfernt worden, und wurde dann nachträglich für ein DVD Release wieder hinzugefügt. Erwartet also keinen ultimativ harten Film, bloß weil Unrated auf der Hülle steht.