In den kalten Wintermonaten darf es im heimischen Wohnzimmer auch gerne etwas unheimlicher zugehen. Was ein Glück, dass uns NETFLIX mit einer Serie beschenkt hat, die perfekt in die ungemütliche Jahreszeit passt. „Chilling Adventures of Sabrina“ (2018) verbindet dabei gekonnt Young Adult-Fantasy mit düsteren Horror-Elementen und lässt uns dabei schnell die Sitcom-Tage der Sabrina Spellman getrost vergessen. Wir haben die neue Serie der „Riverdale“-Macher auf ihre Binge-Tauglichkeit geprüft und verraten euch, inwiefern sie sich lohnt!

Originaltitel: Chilling Adventures of Sabrina

Episoden: 10

Showrunner: Roberto Aguirre-Sacasa
Drehbücher: Roberto Aguirre-Sacasa, Donna Thorland, Matthew Barry…
Regie: Rob Seidenglanz, Maggie Kiley, Lee Toland Krieger, Rachel Talaly…

Darsteller: Kiernan Shipka, Ross Lynch, Miranda Otto, Lucy Davis, Chance Perdomo, Michelle Gomez, Richard Coyle…

Artikel von Christopher Feldmann

Als die Figur der Halb-Hexe Sabrina Spellman im Jahr 1962 in der Comic-Reihe „Archie’s Madhouse“ auftauchte, ahnte noch niemand, welche Popularität das Teenager-Mädchen noch erreichen würde. Schließlich folgte 1971 die eigene Ausgabe „Sabrina, the Teenage Witch“, welche schnell an Popularität gewann und auch in anderen Medien ein Zuhause fand. Bereits ein Jahr zuvor, stratete auf CBS die Serie „The Sabrina the Teenage Witch Show“, quasi ein Spin-Off der herkömmlichen „Archie“-Reihe. Die wohl bekannteste Inkarnation der Figur, ist die Darstellung von Melissa Joan Hart in einer Live-Action Serie, die sich auf die originale Comic-Reihe stützt. Hier wurde die Story in eine klassische Sitcom verwandelt, inklusive Slapstick-Einlagen und Lacher aus der TV-Konserve. Die Serie brachte es immerhin auf einige Staffeln und zwei TV-Filme, bevor nicht nur Melissa Joan Hart, als auch Sabrina in der Versenkung verschwand. Erst 2014 wurde die Reihe von der Untergruppe „Archie-Horror“ wiederbelebt, unter dem Titel „Chilling Adventures of Sabrina“. Die Comics schlagen, im Gegensatz zu den früheren Varianten, einen deutlich düstereren Ton an und verwenden weitaus erwachsenere Motive, sowie Horror-Elemente. Unter dem gleichen Titel haben nun die Macher der Serie „Riverdale“, ebenfalls aus der „Archie“-Reihe stammend, eine neue Adaption geschaffen, die die düsteren Bücher werkgetreu wiedergibt. Dabei ist den Produzenten um Showrunner Roberto Aguirre-Sacasa ein Glücksgriff gelungen, denn die „Chilling Adventures“ sind nicht nur chillig anzusehen, sondern sorgen auch für düstere, sowie spannende Unterhaltung vor dem TV-Gerät.

Handlung:
Die junge, in Greendale lebende, Sabrina Spellman (Kiernan Shipka) steht kurz vor ihrem 16. Geburtstag. Ein großes Ereignis, denn an diesem Tag soll die Tochter eines Hexenmeisters und einer Sterblichen der satanischen Kirche beitreten, ihre Seele dem dunklen Lord verschreiben und die renommierte Hexen-Akademie besuchen, anstatt der normalen menschlichen High-School. Sabrinas sterbliche Freunde, sowie ihre Jugendliebe Harvey Kinkle (Ross Lynch), wissen Nichts von ihrem Geheimnis oder ihren Kräften. Die junge Hexe hat allerdings Bedenken, ihre Freiheit an den Teufel abzutreten und lässt kurzerhand ihre satanische Taufe platzen. Sehr zum Ärger von Sabrinas Tanten Hilda (Lucy Davis) und Zelda (Miranda Otto), mit denen sie, sowie ihr Cousin Ambrose (Chance Perdomo), unter einem Dach leben. Doch die dunklen Mächte lassen sich nicht so einfach ein Schnippchen schlagen und starten diverse Intrigen und Manipulationen, um die unsichere Halb-Hexe auf ihre Seite zu bringen.

Ich muss ja zugeben, dass ich in jungen Jahren die Sitcom-Variante eigentlich ganz lustig fand. Allerdings ist das jetzt auch schon gut fünfzehn Jahre her und wahrscheinlich würde ich heutzutage eher die Nase rümpfen. Aber gerade durch diesen Umstand, bin ich mit großem Interesse an die neue Serie aus dem Hause NETFLIX herangegangen. Und schon nach der ersten Episode war ich angefixt. Nach neun weiteren Folgen war ich umso positiver gestimmt, denn „Chilling Adventures of Sabrina“ ist ziemlich gut geworden. Das liegt vor Allem an der sympathischen und charmanten Besetzung, denn hier hat man beim Casting wieder ein gutes Näschen bewiesen. Kiernan Shipka ist eine verheißungsvolle Newcomerin, die ihrer Figur nicht nur mit der nötigen Naivität und Zierlichkeit spielt, sondern der Rolle auch etwas Rebellisches verleihen kann. Sabrina Spellman ist eben eine gewöhnliche Teenagerin, mit alltäglichen Problemen, die durch Unsicherheit keine Entscheidungen treffen kann und nicht akzeptieren will, ihre Freunde und ihr sterbliches Leben zurück zu lassen. Zudem ist sie eine kritische Figur, da sie Praktiken und Gepflogenheiten der satanischen Kirche anzweifelt und wesentlich mehr moralische Werte vertritt. So wird sie, anders als in der Sitcom, nicht als tollpatschiges junges Mädchen dargestellt, sondern als vielschichtige Figur, die zwischen Treue zu ihrer Familie und Herkunft und Liebe zu den menschlichen Charakteren steht und erst den passenden Weg finden muss. Shipka macht ihre Sache hervorragend und wird wahrscheinlich auch in Zukunft mehr von sich reden machen. Der Rest der Besetzung ist ebenfalls äußerst stimmig, denn sowohl Lucy Davis und Miranda Otto, als die obligatorischen Tanten, als auch die Gegenparts der Serie, sind ziemlich großartig. Besonders Michelle Gomez als düstere Femme Fatale macht einiges her und sorgt für tolle Momente. Und Ja, auch Kater Salem Saberhagen ist mit von der Partie, allerdings (noch) ohne Stimme.

Die Story hält sich eng an die Vorlage und schafft es durchweg spannend und wendungsreich zu bleiben. Auch wenn die Twists and Turns manchmal etwas Überhand nehmen, und die Serie in diversen Momenten etwas konsequenter hätte sein dürfen, tut das dem Sehvergnügen keinen wirklichen Abbruch. Besonders lobenswert ist das Worldbuilding, denn die „Chilling Adventures“ bilden eine homogene Welt, in der sowohl die menschliche Seite, als auch die Seite der Hexen gut dargestellt werden. Besonders zu Gute kommt der Geschichte dabei der „Riverdale“-Look, der dem Ganzen einen gewissen, an die Comics angelehnten, 60er Jahre-Charme verleiht, obwohl sich alles im Hier und Jetzt abspielt. So gestalten sich die Episoden angenehm düster und erwachsen, auch wenn auf eine Prise Komik nicht verzichtet wird. Immer wieder bedienen sich die Autoren schwarzem Humor und überziehen bewusst die Charakteristiken einiger Figuren, wie zum Beispiel die des Father Blackwood, dem Hohepriester der satanischen Kirche. In diesem Dunstkreis wirkt auch vieles referenziell zu klassischen Horrorgeschichten der 30er Jahre, was besonders Laune macht. Abgesehen davon ist die, zehn Episoden umfassende Serie, nichts für die kleinen zuhause. Es gibt viele Horrorszenen, monströse Kreaturen und fiese Spannungsmomente zu bewundern, und hier und da wird es dann auch schon mal etwas blutiger, immerhin betreiben die Spellmans ein Bestattungsunternehmen, was immer wieder für nette Scharmützel sorgt. Auch das Sabrinas Cousin Ambrose homosexuell ist und im Laufe der Geschichte einen Partner findet, ist sympathisch gelöst. Es wird nie prominent in den Vordergrund gedrängt, um zu zeigen „Hey, wir sind auch tolerant, wir haben eine schwule Figur, die auch noch schwarz ist!“. Es wird einfach als normal betrachtet, und selbst von den Hexen nie angeprangert. So sollten homosexuelle Figuren anno 2018 sein. Chapeau!

Alle Episoden sind wirklich gelungen, manche sogar ganz hervorragend. Die Exorzismus-Folge zum Beispiel, ist natürlich eine Referenz zu William Friedkins Horror-Klassiker, und wenn die Teenager zu Beginn im Kino sitzen und Romeros „Night oft he Living Dead“ (1968) gucken, dann stellt sich beim nerdigen Zuschauer eine wohltuende Nostalgie ein. Hier liegen die Stärken der Autoren, da sie bekannte Elemente für ihre Geschichten nutzen, die sie aber nicht nur variieren, sondern ihnen auch etwas Neues verleihen. Besonders großartig ist dabei die fünfte Episode, die eine wirklich spannende und unterhaltsame Hommage an „Nightmare on Elm Street“ (1984) darstellt und immer wieder humorvoll aufgebrochen wird. Und wenn das Finale ansteht, dann ist es nicht abwegig, dass man sanft an einen John Carpneter-Klassiker aus dem Jahr 1980 erinnert wird. Natürlich endet die letzte Folge recht offen und wir können uns schon auf die nächste Staffel freuen, mit deren Dreharbeiten gleich nach dem Abschluss der ersten Season begonnen wurde. Allerdings bekommen wir schon etwas früher in den Genuss von neuem Material, denn im Dezember wird es eine Stand-Alone Weihnachtsfolge auf NETFLIX zu sehen geben.

Fazit:
„Chilling Adventures of Sabrina“ (2018) ist wahrscheinlich die interessanteste und frischeste Serie, die NETFLIX uns in diesem Herbst beschert. Der gelungene Mix aus Coming-of-Age, Fantasy, Horror und schwarzem Humor, wird sehr ansehnlich in eine gute Story verpackt, die sich angenehm unprätentiös um ihre Figuren kümmert, anstatt auf schnöden Budenzauber zu setzen. Die tolle Besetzung ist dabei noch ein weiterer Grund, die neue Adaption der Abenteuer von Sabrina Spellman sofort auf die Watchlist zu setzen.

Christopher auf Letterboxd folgen

Zurück zur Startseite