Sport bringt Menschen dazu, über sich hinauszuwachsen. Ein Element, welches in vielen Klassikern zu finden ist, von „Rocky“ (1976) bis „Million Dollar Baby“ (2004). Mit „Miracle Season“ (2018) veröffentlichen Koch Films ein neues Sportdrama, welches sich auf eine wahre, wenn auch traurige Geschichte stützt. Wir haben uns den, mit Helen Hunt und William Hurt in Nebenrollen besetzten, Film angesehen und verraten euch, wie viele Punkte auf der Tränenskala wir geben.

Originaltitel: Miracle Season

Drehbuch: David Aaron Cohen & Elissa Matsueda
Regie: Sean McNamara

Darsteller: Erin Moriarty, Helen Hunt, William Hurt, Danika Yarosh…

Artikel von Christopher Feldmann

Im Jahr 2011 suchte das Schicksal die IOWA CITY WEST HIGH SCHOOL heim, als die beliebte Spielführerin des Volleyball-Teams, Caroline Found, bei einem Unfall ums Leben kam. Obwohl sich das Team in tiefer Trauer befand, schafften sie es, die Meisterschaft zu holen, in Gedenken an ihre Freundin. Ein Sieg, der in den USA die Runde machte und Menschen tief berührte. Natürlich ein gefundenes Fressen für Produzenten, daraus einen sentimentalen Film zu basteln. Und genauso fühlt sich „Miracle Season“ (2018) auch an, als ein glattgebügeltes Produkt, welches bewusst auf Gefühle setzt.

Handlung:
Caroline „Line“ Found (Danika Yarosh) ist eines der beliebtesten Mädchen der örtlichen High-School. Die liebenswerte Frohnatur hat auch in der vergangenen Saison, gemeinsam mit ihrer Mannschaft, die Meisterschaft im Damen-Volleyball gewonnen. Nun steht das letzte Schuljahr an und Caroline, sowie ihre beste Freundin und Mitstreiterin Kelley (Erin Moriarty) sind hochmotiviert. Doch ein tödlicher Unfall reißt Caroline aus dem Leben ihrer Gemeinschaft und stürzt nicht nur ihren Vater Ernie (William Hurt) in tiefe Trauer, sondern auch die ganze High-School. Nach mehreren Niederlagen, kann Trainerin Kathy Bresnahan (Helen Hunt) die verunsicherte Kelley jedoch davon überzeugen, über sich hinauszuwachsen und ihre Emotionen in dem Spiel zu verarbeiten, welches Caroline so geliebt hat.

Regisseur Sean McNamara, der mit „Soul Surfer“ (2011) bereits ein autobiographisches Drama inszenierte, bewegt sich hier in vertrautem Terrain und adaptiert die Ausgangsgeschichte entlang der Fakten, bis in das letzte Detail. Das ist auch völlig in Ordnung, denn wenn man schon nach wahren Begebenheiten erzählen will, sollte man sich auch an die wahren Begebenheiten halten. Diese Aufgabe meistert der Film recht leichtfüßig, was aber auch schon eine der wenigen wirklich positiven Eigenschaften darstellt. Ich will den Film nicht unbedingt schlecht reden, behandelt er doch Themen, die einfach funktionieren und die den Zuschauer auch berühren. Es geht um Freundschaft, um Trauer und um Kampfgeist. Themen, die man schon gefühlte Millionen Mal auf der Leinwand verarbeitet hat. Und auch heute, im Jahr 2018, können diese Elemente eine gewisse Empathie hervorrufen, was der größte Pluspunkt des Films ist. Man hat ein gewisses Maß an Empathie für die Figuren, welche das Drama im Abspann noch schürt, indem es uns Originalaufnahmen der realen Vorbilder zu fröhlicher Pop-Musik um die Ohren haut. Abseits dieser Empathie, ist „Miracle Season“ ein sehr weich gewaschenes Hochglanz-Produkt, welches jegliche Ecken und Kanten vermissen lässt, und sich so rein gar nichts traut.

Das fängt schon bei der Grundkonstellation an. Okay, mir fehlt die Kenntnis der wahren Ereignisse, und ich habe die Personen auch nicht gekannt, aber die Figuren in „Miracle Season“ erfüllen jegliches Klischee aus dem Lehrbuch für kitschige Schuldramen. Caroline und Kelley sind die weißen Vorzeigeschülerinnen, die ohne auch nur den Anflug von Alltagsproblemen fröhlich und heiter ihr Leben bestreiten. Gut behütet auf dem Land, wo jeder jeden kennt und fernab sonstiger Gefahren. Dazu dudelt die ganze Zeit softe Musik von Katy Perry, um uns zu vermitteln das hier einfach alles tutti ist. Auch vom schulischen bekommt man nichts mit, denn die Mädels scheinen sich nur mit Volleyball zu beschäftigen und haben keinen Stress, was sonstige Leistungen angeht. Der Tod von Caroline markiert den emotionalen Breakdown, es darf geheult werden und der Zuschauer muss ab diesem Moment ganz viel Pathos über sich ergehen lassen. Das Drehbuch von David Aaron Cohen und Elissa Matsueda frühstückt die Versatzstücke des Genres ab. Erstmal sind alle down und lassen sich eine Zeit lang hängen, weshalb sie auch die ersten Spiele der neuen Saison verlieren. Die ganze Zeit fokussiert sich der Film nur auf den Sport, wie es in den Menschen aussieht, und wie sie im Privatleben damit umgehen, wird links liegen gelassen. Das hat zur Folge, dass die Figuren nie wirklich Gewicht bekommen und lediglich Abziehbilder darstellen. Aber zum Glück macht Helen Hunt ein bisschen Pep-Talk und appelliert an ihre Spieler, damit sie für ihre Freundin kämpfen und siegen, weil die ja dann ganz stolz wäre. Das hat zur Folge, dass andere Figuren, wie zum Beispiel William Hurt und Helen Hunt, eher stiefmütterlich behandelt werden. Aber am Ende sind alle froh und singen „Sweet Caroline“, weil sie ja gewonnen haben und nun ihre Trauer bewältigt ist. Es wird mächtig auf die Kitsch-Taste gedrückt, was sich in den bedeutungsschwangeren Dialogen wiederspiegelt, die nie echte Tiefe zulassen, sondern mit ihrer Sandkastenromantik so tun, als hätten sie was zu sagen. Auch wirkt alle aalglatt und nie taucht man so richtig in die Story ein. Zu Gute halten muss man jedoch, dass es nie wirklich ärgerlich ist, sondern immer noch verkraftbar. Der Film wird Gottseidank nie so triefend schmonzettig, dass man sich vor Scham abwendet.

Die Darsteller können indes auch nicht viel machen, sind sie doch in ihren engen Charakterisierungen gefangen. Und obwohl die Besetzung durch die Bank doch recht sympathisch ist, wird man nie das Gefühl los, dass man hier einfach hinter seinen Möglichkeiten zurück bleibt, mit glaubhaften Figuren emotional zu erzählen. Lediglich Helen Hunt spielt ihre Rolle recht gut, während William Hurt etwas Dienst nach Vorschrift macht und wirkt, als würde er von 3 herunter zählen, bevor er sich fallen lässt, da ihm ja die Cops gerade mitgeteilt haben, dass seine Tochter tot ist. Regisseur McNamara erweist sich derweil als bestenfalls durchschnittlicher Handwerker, der keine Bilder findet und auch in den Volleyballszenen kein Gespür für eine dynamische, mitreißende Inszenierung zeigt.

Koch Films veröffentlicht das Drama auf Blu-Ray und DVD. Im Bonusmaterial sind aber leider nur die B-Roll und der Kinotrailer zu finden, mehr gibt es aber dazu wahrscheinlich aber auch nicht zu zeigen.

Fazit:
Sam McNamaras Sportdrama „Miracle Season“ (2018) ist kitschige Nachmittagsunterhaltung, welche bis ins letzte Detail glattgebügelt und oberflächlich wirkt. Die sympathischen Darsteller haben kein Material um zu glänzen und versanden so in einem Film, den auch problemlos Til Schweiger hätte drehen können.

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