Koch hebt ab! Nein, das meine ich nicht böse. Das Label, bekannt für tolle Veröffentlichung klassischer Filme, hat sich den Abenteuerfilm „Robur“ zur Brust genommen, und lässt das Werk in voller Länge und in Hi-Def auf die Regale der Sammler los. Das ganze kommt in einem schicken Mediabook (in 2 Cover-Varianten) und hat interessante Extras mit an Bord. Wer wird den Kampf über den Wolken für sich entscheiden? Bronson vs. Price – Ring frei!
Originaltitel: Master of the World
Regie: William Witney
Darsteller: Vincent Price, Charles Bronson, Henry Hull, Mary Webster, David Frankham
Artikel von Victor Grytzka
Die phantastischen Geschichten von Jules Verne. Nicht nur in der Literatur sind sie begehrt, auch etliche Filme gibt es darüber. Häufig nehmen sich die Drehbuchautoren dabei einige Freiheiten, wie auch im Falle von „Robur“. Aus den beiden Romanen „Robur, der Eroberer“ und „Der Herr der Welt“, schuf man eine, an vielen Stellen recht freie, Interpretation des Stoffes. Doch darüber möchte ich mich hier nicht weiter auslassen, auch wenn insbesondere die Figur des Robur einige Veränderungen erfahren hat. Wie dem auch sei, wichtig ist am Ende nur dass der Film unterhält.
Regierungsassistent John Strock (Charles Bronson) ist mit Waffenfabrikant Prudent (Henry Hull), dessen Tochter Dorothy (Mary Webster) und seinem Geschäftspartner Evans (David Frankham) in einem Heißluftballon unterwegs, um einen Krater in der nähe Philadelphias zu untersuchen. Bei diesem Erkundungsflug werden sie beschossen und finden sich, nach einem längeren Blackout, auf dem Luftschiff des Herrn Robur (Vincent Price) wieder. Und dieser hat mit seinem Töff-Töff nur ein Ziel – die Kriege dieser Welt beenden und das Militär beseitigen, wenn es sein muss auch mit Waffengewalt! Gelingt es den unfreiwilligen Passagieren dem Gefährt zu entkommen und Roburs Pläne zu durchkreuzen?
Schon wieder habe ich die Ehre, eine meiner Kindheitserinnerungen rezensieren zu dürfen. Im TV lief damals eine gekürzte Fassung von gerade einmal 76 Minuten, von der ich auch lange Jahre glaubte, sie sei die einzig existierende Fassung. Also war diese vollständige Version für mich eine Premiere, und dann auch noch in HD.
Was als geheimnisvolles Abenteuer beginnt, entwickelt sich dann doch schnell in eine Richtung, die ich als Kind gar nicht so wahr genommen hatte. Denn Robur hat hier – im Gegensatz zu den Romanen – eine politische Motivation für seine Handlungen. Und die ist – gelinde gesagt – etwas seltsam. Er möchte gerne die Kriege und die Gewalt in der Welt abschaffen, tut dies jedoch durch Zerstörung und Duldung von Opfern, die bei seinen Angriffen auf die Militärflotten der Welt entstehen. Irgendwie ist das schon Schizophren. Im Gegensatz dazu stehen dann unsere „Helden“, auch wenn man sie nicht wirklich als Solche bezeichnen kann, denn eine klare Linie zwischen Gut und Böse zieht man in diesem Film nicht. Vielmehr verschwimmt das Ganze etwas. Auf jeden Fall möchten die Vier dem Treiben ein Ende setzen, obwohl es auch dort verschiedene Ansichten über das „Wie“ gibt. Herrlich ironisch fand ich die Rolle des Waffenhändlers Prudent. Auf der einen Seite verurteilt er das Handeln des Robur als Irrsinn, wittert aber zugleich ein dickes Geschäft und bietet eine horrende Summe für das Luftschiff. Bronson tritt eher als abgeklärter Typ auf, der über weite Strecken der Handlung sein eigenes Süppchen kocht, während Price als ein Fanatiker brilliert, der durch seine eigenen Ideale irgendwo den Bezug zur Realität verloren hat.
Verpackt wird das ganze in eine Geschichte, die eine gelungene Mischung aus Fantasy, Science Fiction und Action darstellt. Manchmal tritt man dabei zwar etwas auf der Stelle und erklärt lang und breit Sachverhalte, die man auch kompakter hätte abfrühstücken können, dennoch bleib es dabei irgendwie so charmant, dass man nicht komplett gelangweilt wird. Eine solide Inszenierung mit ordentlichen Effekten, wenn auch nicht überragend, macht das Gesamtwerk dann zu einer runden Geschichte, auch wenn sie nicht an andere Verne-Verfilmungen, wie in etwa „20.000 Meilen unter dem Meer“ herankommt. Ein „Zuckerl“ war allerdings der französische Schiffskoch, der mit einem Running-Gag und übertriebenem Akzent dann und wann für ein paar gute Lacher sorgt.
Die HD-Bearbeitung hat mich begeistern können. Kräftige Farben und gefällige Detailschärfe, wenn auch das Filmkorn an manchen Stellen – für meinen Geschmack – etwas „too much“ ist. Die Nachbearbeitung ist sehr gelungen, es gibt zwar vereinzelt Krätzerchen und Staubfleckchen auf der Vorlage, allerdings sind diese nur in 2-3 Szenen vorhanden. Der Ton liegt in PCM 2.0 vor, ist sauber abgemischt und bietet keine hörbaren Störgeräusche. Die ehemals fehlenden Szenen liegen im O-Ton vor und sind deutsch untertitelt. Die Englische Tonspur liegt ebenso in Stereo vor und weiß genauso zu gefallen.
Bei den Extras hat man – mal wieder – nicht gegeizt. Für Nostalgiker gibt es die deutsche Kinofassung (86 Min.) in HD, einen Audiokommentar mit David Frankham, eine Doku über den Drehbuchautoren Richard Matheson, die Super-8 Fassung (Englisch), 2 deutsche Trailer, den englischen Trailer und eine Bildergalerie. Den Mediabooks liegt zudem der Film auf DVD bei.
Alles in allem bleibt eine charmante Verne-Verfilmung, die insbesondere durch den wunderbaren Cast punkten kann, und dabei eine grundsolide Inszenierung abliefert. Ob es die politische Komponente gebraucht hätte lasse ich mal offen, ich fand es irgendwie komisch.