Ohne Chevy Chase wäre die Comedy-Welt sehr viel ärmer, da sind wir uns einig. In den letzten Jahren beschränkten sich seine Auftritte in der Filmbranche vor Allem auf Nebenrollen und Cameos. Nun ist Chase endlich wieder in einer Hauptrolle zu sehen und hat mit Richard Dreyfuss und Andie MacDowell sogar prominente Unterstützung dabei. Ob die NETFLIX-Produktion THE LAST LAUGH (2019) allerdings das große Comeback des Kult-Comedians einläutet oder doch nur als laues Alterswerk zu bewerten ist, erfahrt ihr in unserer ausführlichen Kritik!

Originaltitel: The Last Laugh

Drehbuch & Regie: Greg Pritikin

Darsteller: Chevy Chase, Richard Dreyfuss, Andie MacDowell, Kate Micucci…

Artikel von Christopher Feldmann

Eigentlich muss Chevy Chase niemandem mehr etwas beweisen, hat er uns doch so viele Lacher geschenkt. Ob als einer der Gründer und Mitglieder der Ur-Besetzung von SATURDAY NIGHT LIVE (seit 1975) oder als Darsteller in Komödien wie CADDYSHACK (1980), FLETCH – DER TROUBLEMAKER (1985) oder DREI AMIGOS (1986). Nicht zu vergessen ist natürlich seine Rolle als tollpatschiger Familienvater Clark Griswold in der berühmten VACATION-Reihe, deren Weihnachtsableger EINE SCHÖNE BESCHERUNG (1989) mittlerweile feste Feiertagstradition ist. Zuletzt konnte Chase, der in seinem Leben auch eine beachtliche Alkohol- und Drogenkarriere hingelegt hat, in der großartigen Comedyserie COMMUNITY (2009-2015) glänzen. Mit THE LAST LAUGH (2019) lässt der STREAMING-Gigant NETFLIX den Komiker nach vielen Jahren wieder eine Hauptrolle in einem Spielfilm übernehmen, was mich natürlich sehr gefreut hat. Ob Chevy tatsächlich ein Comeback plant oder nur etwas Geld für einen weiteren entspannten Aufenthalt in der Betty Ford-Klinik benötigt, entzieht sich derweil meiner Kenntnis. Aber egal, die Drama-Komödie, in der sich auch Richard Dreyfuss und Andie MacDowell tummeln, wird wahrscheinlich nicht viel Aufsehen erregen und in der Flut an neuen NETFLIX-Produktionen eher untergehen. Dennoch ist das Aufbäumen zweier Altstars ein doch sehr sympathisches Unterfangen, welches trotz abgedroschener Prämisse, zu gefallen weiß.

Handlung:
Der gealterte Manager Al Hart (Chevy Chase) war einst für renommierte Comedians verantwortlich. Doch mittlerweile sind alle tot und sein letzter lebender Künstler hat ihn für einen anderen Agenten verlassen. Nun langweilt er sich in seinem Alltag, da es für ihn immer nur seine Arbeit gab. Seine Enkelin Jeannie (Kate Micucci) überzeugt ihn, in eine angesehene Seniorenresidenz zu ziehen, um mehr mit Gleichgesinnten in Kontakt zu kommen und seinen Lebensabend zu genießen. Zur seiner großen Überraschung trifft er dort Buddy Green (Richard Dreyfuss) wieder, der einst sein erster Künstler war, dem Komiker-Leben aber vor dem großen Durchbruch entsagte. Als Buddy jedoch ein weiterer Schicksalsschlag ereilt, beschließen die beiden nicht so sang- und klanglos vor sich hin zu vegetieren, denn der einstige Komiker will sich seinen aufgegebenen Traum doch noch erfüllen und nach 50 Jahren wieder auf die Bühne gehen. Während Al Auftritte quer in den USA organisiert, starten die beiden Oldies zu einem verrückten Road-Trip, bei dem sie nicht nur ihr Leben hinterfragen, sondern auch auf die lebenslustige Doris (Andie MacDowell) treffen.

NETFLIX-Filme haben einen schweren Stand. Während die Plattform vor Allem für ihre innovativen Serien bekannt und beliebt ist, kommen die eigens produzierten Filme nicht immer gut weg. Meistens legen diese im Bereich von „ganz okayisch“ und man hat sie nach der Sichtung dann doch schnell wieder vergessen. Spannend wird es immer nur, wenn besondere Schauspieler zu sehen sind und das ist bei THE LAST LAUGH ja auch definitiv der Fall. Früher wäre die Komödie ein groß beworbener Kinofilm mit Starbesetzung gewesen, heute reicht es halt nur noch für Video on Demand. Das ist trotzdem, angesichts des vorliegenden Werkes, verständlich, denn wir haben es hier mit einem Film zu tun, der im Mainstream wahrscheinlich sowieso keine Chance hätte. THE LAST LAUGH hat schon einen leicht faden Beigeschmack, tischt er uns doch die altbekannte, und schon mehrfach durchgekaute, Story von jenen Männern auf, die es im Alter nochmal wissen wollen, die nicht in der Bedeutungslosigkeit verschwinden wollen, sondern der Welt, und auch sich selbst, nochmal etwas zu beweisen versuchen. Das haben wir in diversen Varianten schon vorgesetzt bekommen, mal besser, mal schlechter. Die NETFLIX-Produktion reiht sich irgendwo im Mittelfeld ein, denn trotz mangelnder Originalität, kommt die Altherren-Geschichte durchaus charmant daher, auch wenn das Drehbuch einige Längen aufzuweisen hat. So bekommen wir erst einmal Als Geschichte präsentiert, bevor wir in eine Handlung stolpern, die versucht uns mit teilweise doch eher angestaubten Gags zum Lachen zu bringen. Dabei tritt Greg Pritikins Film besonders im Mittelteil auf der Stelle, da er sich lediglich wiederholt. Pritikin, der auch das Skript verfasst hat, versucht Humor und dramatische Elemente miteinander zu kombinieren, findet aber oft sich die richtige Tonalität. Besonders zum Ende wird noch eine Enthüllung aus dem Hut gezaubert, die berühren soll aber irgendwie doch etwas konstruiert wirkt. Immerhin begeht der Regisseur und Autor nicht den Kapitalfehler, auf die Tränendrüse zu drücken sondern lässt das Ende einfach mal so stehen, und bekommt letztendlich nochmal die Kurve. Einer der Momente, in denen der Film es schafft, echte Emotionen hervorzurufen.

Pritikins Inszenierung gerät derweil erwartungsgemäß bieder. Es sind wenige gelungene Bilder zu finden, eben eine typische NETFLIX-Krankheit. Es ist alles optisch solide aber eben bei weitem nicht herausragend. Lediglich eine Rausch-Sequenz, die durch Al Harts Pilzkonsum hervorgerufen wird, kommt überraschend und durch einen metaphorischen Song doch ganz charmant daher, auch wenn man darüber streiten kann, ob ein Film dieser Art einen Drogentrip von Chevy Chase nötig hat aber immerhin spart man sich hier platte Gags. Der Faktor, der den Film etwas über den Durchschnitt hebt, ist definitiv die Besetzung. Chase und Richard Dreyfuss geben ein gutes Duo mit einer funktionierenden Chemie ab. Während Chase routiniert den alten Kautz mit Verlustangst gibt, ist Dreyfuss der eigentliche Star des Films. Der 71-jährige liefert eine hingebungsvolle Performance ab und hat sichtlich Spaß an seiner Rolle. Er ist als Marihuana rauchender, lebenslustiger Alt-Komiker mit dem Streben nach dem ganz großen Auftritt das perfekte Gegenstück zu Chase‘ Figur. Ihr Zusammenspiel ist das große Highlight des Films, fast wie zwei alte Kumpels, die einfach eine gute Zeit haben. Etwas ungelenk wirkt jedoch die Rolle von Andie MacDowell, die eigentlich gar nicht nötig gewesen wäre, sondern lediglich den Zweck der weiblichen Rolle erfüllt. Aber eines muss man sagen, Andie sieht immer noch verdammt gut aus. Das ändert trotzdem nichts an der Tatsache, dass man THE LAST LAUGH nicht böse sein kann, auch wenn der Film alles andere als hervorragend ist, denn für dieses Adjektiv hat er einfach zu wenig gute Gags und einen zu vorhersehbaren Plot. Die lebensbejahende Botschaft kommt trotzdem an und zum Schluss hat man die beiden rüstigen Figuren doch irgendwie ein bisschen ins Herz geschlossen.

Fazit:
THE LAST LAUGH (2019) ist eine weitere unspektakuläre Altherrenkomödie, die unter vielen mittelprächtigen NETFLIX-Produktion wohl nur ein eher kleines Publikum finden wird, trotz hochkarätiger Besetzung. Dafür ist das Alterswerk einfach zu generisch, zu glatt und zu sehr typischer Standard. Allerdings retten Chase und Dreyfuss als charmantes Duo einiges und Fans der Beiden, werden mit dem Film eine durchaus sympathische Zeit haben.

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