Ra-Ra-Rasputin, Lover of the russian Queen! Die Hammer Studios nahmen sich im Jahre 1966 einer Verfilmung des verführerischen Russen an, in der kein geringerer als Christopher Lee, seines Zeichens Haus- und Hofschauspieler der britischen Film-Schmiede, als manipulativ-größenwahnsinniger Wunderheiler sein Unwesen treibt. Anolis bringt den Film in zwei schönen Editionen als Nummer 24 der Hammer-Edition, die mit tollen Extras überzeugen kann.

Originaltitel: Rasputin – The Mad Monk

Regie: Don Sharp

Darsteller: Christopher Lee, Barbara Shelley, Richard Pasco, Francis Matthews, Suzan Farmer, Dinsdale Landen

Artikel von Victor Grytzka

Ich muss hier gleich mal ganz ehrlich sein. Wenn ich an die Hammer Studios denke, dann fallen mir spontan Titel wie „Hands of the Ripper“, „Plague of the Zombies“ und „Captain Kronos“ ein. Doch den guten alten Rasputin, den hab ich nie so ganz auf der Rechnung. Denn irgendwie passt er nicht in meine Erinnerungen an die britische Film-Schmiede, die mich eher mit den klassischen Figuren das Fürchten gelehrt hat. Werwölfe, Mumien, Vampire… und dann haben wir da eben Rasputin. Also kam mir die Gelegenheit gerade recht, meinem Gedächtnis – Anolis sei Dank – wieder auf die Sprünge zu helfen.

Mediabook Cover A

Rasputin (Christopher Lee) rettet der Frau eines Wirtes mit der Kraft seiner heilenden Hände das Leben. Sein Lohn – Wein, Weib und Gesang. Doch ist es dem Verlobten der Wirtstochter so gar nicht recht, dass Rasputin sich an jene heranmacht, um mit ihr ein Schäferstündchen im Heu abzuhalten. So nimmt sich der beste Freund des Verprellten der Sache an, und verliert im Kampf eine Hand. Nun muss Rasputin schnell das Weite suchen, wird aus seinem Kloster verbannt und findet sich schnell im Umfeld des Zarenhofes wieder. Nach einem Saufgelage mit dem abgebrannten Dr. Zargo (Richard Pasco) und einer Begegnung mit der Hofdame Sonia (Barbara Shelley), macht er Gebrauch von seinen hypnotischen Kräften, um sich durch gezielte Manipulation eine hohe Stellung im Zarenhaus zu sichern. Doch nicht jeder fällt auf die dunklen Machenschaften des Wahnsinnigen herein…

Zu Allererst muss ich die tolle Inszenierung des Filmes loben. Malerische Sets und Bauten waren schon immer ein Markenzeichen einer jeden Hammer Produktion, und auch hier setzt sich diese Tradition fort. Die Illusion eines Russland im frühen 20. Jahrhundert hat mich gleich in ihren Bann gezogen. Prächtige Häuser, überzeugend ausgestattete Interieurs – besser geht es kaum. Hinzu gesellt sich eine stimmungsvolle Ausleuchtung der Szenen, die insgesamt eine sehr düstere und triste Stimmung verbreiten, und damit perfekt den Grundton dieses Filmes treffen. Denn viel Platz für Heiterkeit bietet die Geschichte um Rasputin nicht.

Mediabook Cover B

Diesen Grundton unterstreicht eine stimmungsvolle Kamera-Arbeit, in der sich ein grandioser Cast gegenseitig an die Wand spielt. Sei es nun Christopher Lee, der – mit langem Haar und Rauschebart – einen bedrohlichen und rohen Charakter auf Zelluloid zaubert, Richard Pasco als Trunkenbold und gescheiterter Arzt, der in dem ganzen Wahnsinn immer versucht einen kühlen Kopf zu bewahren, oder eben Barbara Shelly als Hofdame, die von der Person des Rasputin zugleich fasziniert und verängstigt ist. Diesem Zusammenspiel zu zu sehen, das macht einen großen Teil des Faszination aus.

Die Geschichte an sich geht hier weniger in eine Richtung des klassischen Horror. Vielmehr handelt es sich bei dem vorliegenden Werk um einen Thriller, in den ein paar übersinnliche Elemente eingestrickt worden sind. Und das Ganze ist über die Laufzeit von knapp 92 Minuten durchaus interessant erzählt, wenn sich auch (zumindest bei mir) wenig Spannung und Faszination einstellen wollten. Woran es genau lag? Schwer zu sagen. Auf der einen Seite fesselten mich die runde Inszenierung und der tolle Cast, auf der anderen Seite hätte ich mir bezüglich der Handlung etwas „mehr“ gewünscht. Denn insbesondere im zweiten Drittel fokussiert man sich zu sehr auf einen trinkenden und fummelnden Rasputin, statt irgendwie ein wenig „Pfeffer“ in die Geschichte zu bringen. Diesen Schwung nimmt man dann in den letzten 20 Minuten wieder in Angriff, während sich der Film auf sein Finale zubewegt. Hier kommt auch ein wenig Action und Tempo rein. Und irgendwie ist man dann froh, wenn alles vorbei ist. Denn Rasputin, Titel gebender Antiheld dieses Werkes, ist schon ein unausstehlicher Zeitgenosse, so dass man ihm eigentlich unentwegt die Pest an den Hals wünscht.

Qualitativ kann die Scheibe aus dem Hause Anolis fast vollends überzeugen. Zur Durchsicht wurde mir die Amaray-Variante zur Verfügung gestellt, welche ein ähnliches Covermotiv der Variante A des Mediabooks trägt. Der Film liegt in einer sehr sauber restaurierten Fassung im Format 2,35:1 vor. Das Bild kann mit einer natürlichen Farbgebung, gutem Kontrast und einer sehr guten Detailschärfe, sowie einem angenehmen Maß an Filmkorn überzeugen. Der Ton, wahlweise in englischer oder deutscher Sprache, liegt in DTS-HD 2.0 vor, ist klar und differenziert, lässt für meinen Geschmack allerdings (in beiden Sprachfassungen) ein wenig die Bässe vermissen. Bedenkt man allerdings, dass die Ausgangstonspur in Mono vorgelegen hat, so ist dies durchaus zu verkraften.

Beim Bonusmaterial dürften keine Wünsche unerfüllt bleiben. Es gibt 3 Audiokommentare zum Film, ein Making-Of, eine Produktions-Featurette, diverse Trailer und TV-Spots, sowie eine Bildergalerie. Ganz schön ordentlich und interessant. Dem Mediabook liegt zudem ein 28-Seitiges Booklet bei. Als besonderes Bonbon befindet sich auf der Disc zusätzlich die Filmfassung im Original Kinoformat (2,55:1).

Dieses Werk der Hammer-Studios wird sicherlich seine Anhänger haben, denn alleine schon die ansprechende Produktion ist eine Sichtung wert. Die Geschichte, wie bereits erwähnt, könnte stellenweise etwas mehr Tempo vertragen, aber dies ist lediglich mein subjektives Empfinden. Ein langweiliger oder gar schlechter Film ist Rasputin auf gar keinen Fall. Hier auch noch mal ein Lob an Anolis für eine sehr gelungene Veröffentlichung.

Trailer:

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